Dresden in echt

Dresden in echt

Transkript

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00:00:00: Das brauche ich nicht und das brauche ich auch nicht.

00:00:03: So, jetzt sag mal was Willi.

00:00:05: Ich heiße Willi Heimborn und mache mit dem Papst 'ne Herrn Boutique in Grönland auf.

00:00:11: * Klingeln *

00:00:36: Dresden in echt mit Magnus Hecht. Ein Podcast über Menschen und die Stadt.

00:00:46: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Dresden in echt mit Magnus Hecht und heute mit Will Helmborn.

00:01:02: Willi, grüß dich.

00:01:04: Hallo Magnus.

00:01:06: Du sagt eigentlich überhaupt jemand zu dir Will Helm oder?

00:01:10: Ja, also gut wie gar nicht.

00:01:14: Also ich laufe hier unter Willi.

00:01:16: Ja.

00:01:17: Bin hier auch als Willi hier aufgeschlagen.

00:01:19: Und meine Schwester nennt mich so, hinten nennt mich Mons.

00:01:27: Das war früher mein Name in der Familie, aber den hatte mein Vater auch schon.

00:01:32: Ich war also Mons der Zweite.

00:01:34: Nein, ich laufe unter Willi. Also Will Helm sagt eigentlich Erdmute sagt Will Helm, die gerade raus ist.

00:01:42: Ja.

00:01:43: Aber ansonsten kommt jemand.

00:01:45: Genau, wir sind hier nämlich in deinem Laden.

00:01:47: Das ist auch für mich 'ne Premiere, das erste Mal vor Ort zu sein.

00:01:52: Und dazu kommen wir gleich nochmal.

00:01:58: Aber zunächst die Frage, was heißt den Will Helmborn? Weißt du das?

00:02:03: Ja, Will Helm kommt der erste Teil von Willi und dann Helm, Schutzbeschützer.

00:02:13: Also Will Helm ist im Großen und Ganzen schon der Beschützer oder derjenige, der gewählt ist zu beschützen.

00:02:20: Und Born ist halt die Quelle. Da gibt es ja nun auch verschiedene Wildborn, Freudenborn etc.

00:02:28: Born ist eigentlich 'ne poetische Beschreibung von Brunnenquelle.

00:02:32: Hochinteressant, ja.

00:02:34: Ist aber relativ verbreitet der Nachname Born in Deutschland.

00:02:40: Ja.

00:02:41: In dem Englischen kann ich dann immer schön dazu sagen, Born to be Willi.

00:02:45: Ah, Born to be Wild. Das sind wir gleich bei der Musik.

00:02:52: Aber bevor wir zur Musik kommen und zu den Platten, die Frage, wenn man dich so hört, denkt man, du bist ein nordisches Gewächs.

00:03:01: Jetzt hast du aber erzählt, dem wäre ja nur teilweise so.

00:03:05: Wie hat es dich denn nach Dresden verschlagen?

00:03:08: Naja, also ich bin 1947 in Dresden zur Welt gekommen. Mein Vater ist Dresner, die Familie Väterlicherseits.

00:03:19: Es sind Urdresner, irgendwann auch mal zugewandert, aber schon lange in Dresden.

00:03:25: Meine Mutter ist Norwegerin aus Oslo.

00:03:29: Und insofern habe ich natürlich auch 'ne nordische Hälfte.

00:03:36: Der wichtigste Teil meiner Sozialisation fand auch in Norddeutschland, in der Lüneburger Heide bzw. in Hamburg statt.

00:03:45: Und seit wann bist du dann wieder hier?

00:03:48: Das bin ich mal so sagen darf.

00:03:50: Hier bin ich Anfang der 90er Jahre gelandet und zwar aufgrund der Familiengeschichte.

00:03:59: Es gab hier von meinem Großvater einige große Häuser.

00:04:03: Die sind uns aber quasi während der Wende geklaut worden.

00:04:08: Da will ich jetzt auch nicht näher drauf eingehen.

00:04:11: Ich habe mich hier umgeguckt und hatte gerade eine einjährige US-Tour hinter mir.

00:04:22: Wir hingen so ein bisschen in der Luft und wollte auch nicht mehr in Norddeutschland unbedingt bleiben.

00:04:29: Ich habe dort auch den Beruf des Ergotherapeuten an die Wand gehängt.

00:04:36: Ich habe mich hier in der Neustadt umgeguckt und fand hier das anarchische Treiben sehr angenehm.

00:04:46: Ein bisschen aufregend. Er erinnerte mich an 60er Jahre Berlin Kreuzberg, Hamburg, Schanze etc.

00:04:56: Ich habe dann gedacht, hier könnte ich eigentlich bleiben.

00:05:03: Ich habe dann überlegt, was mache ich hier?

00:05:08: Was mache ich hier?

00:05:10: Ich mache hier das, was ich in Hamburg zum Teil schon gemacht habe.

00:05:14: Ich habe hier mit dem Plattenladen angefangen.

00:05:17: Ich habe erst mit einem Zentralorgan der eingesessene, bereits existierende Plattenladen hier in der Neustadt.

00:05:25: Ich habe mich zusammengetan.

00:05:28: Wir hatten hier die Verbindung und brauchten mein Geld.

00:05:34: So ist es dann entstanden, dass nach drei Jahren wir uns getrennt haben.

00:05:42: Ich habe dann hier meinen eigenen Laden aufgemacht.

00:05:46: Das Dropout-Records in der Alarmschase.

00:05:51: Es ist auch schön bunt und vollgefüllt mit Platten.

00:05:55: Ich würde sagen, das ist heute auch kein leichtes Business.

00:06:00: Vielleicht wird es wieder ein bisschen leichter, weil Vinül wieder im Kommen ist.

00:06:04: Aber zwischendurch war der Totengesang auf die Schallplatte angestimmt worden.

00:06:10: Das Thema ist nun reichlich durchgewälzt worden.

00:06:16: Vinül Renaissance ist seit ungefähr fünf Jahren schon im Gange.

00:06:23: Die CD hatte ihren Höhepunkt in den 80er und 90er Jahren.

00:06:29: Seit einigen Jahren, wie ich schon sage, sind es ungefähr fünf, sechs Jahre.

00:06:36: Das ist eine große Vinül-Renaissance.

00:06:39: Vinül hat sogar in England zeitweise die CD-Verkaufszahlen übertroffen.

00:06:45: Die CD ist nach wie vor ein billig Produkt.

00:06:50: Also secondhand Ware CD kann man sich für 50 Cent herausstellen.

00:06:55: Die halten ja auch nicht so lange.

00:06:58: Man lösen die sich angeblich auf.

00:07:03: Vinül ist wieder ein wichtiger Ton-Träger geworden.

00:07:09: Das war ja auch nie richtig verschwunden.

00:07:13: Die Verkaufszahlen waren sehr gering.

00:07:17: Es wird wieder viel neu aufgelegt.

00:07:20: Es kommen neue Erscheinungen, gerade im independenten Bereich.

00:07:26: In bestimmten musikalischen Nischen kommt Vinül regelmäßig wieder raus.

00:07:35: Das ist ein Quer durch ein Gemüsegarten.

00:07:40: Das Dresdner Publikum ist relativ konservativ.

00:07:45: Ich bediene hier mehr die schräge Ecke.

00:07:50: Was bedient Sie denn?

00:07:54: Das ist ganz breit.

00:07:58: Ich fahre ein breites Programm von einem

00:08:03: Gefangen von Blues, Rock'n'roll, eine große schwarze Abteilung, Funk, Jazz, Soul, Reggae, Dub,

00:08:12: dann viel Punk, Post Punk, New Wave Sachen

00:08:20: und natürlich auch die traditionellen großen Namen, 60er, 70er Jahre.

00:08:26: Ich muss zum breites Dorf-Dement fahren, damit ich hier überhaupt Sachen los werde.

00:08:32: Das kann man sich in Dresden nicht spezialisieren.

00:08:36: Was meinst du, wenn die Traditionalisten sind, die Dresdner, was wollen die dann hören, kaufen?

00:08:42: Ich kann das jetzt nicht über einen Camshare an.

00:08:46: Ich verkaufe viele Klassiker, Pink Floyd, Led Zeppelin usw.

00:08:53: Dann halt die neuen Klassiker, Nirvana zum Beispiel.

00:08:59: Ich habe auch ein relativ überschaubares Publikum, die mehr so die schrägeren Sachen suchen,

00:09:06: sprich Post Punk Sachen.

00:09:12: Also gezielt einkorfen tun eigentlich die Touristen, die hier die Allounstraße hochwackeln.

00:09:20: Die habe ich hier auch, die machen einen nicht unerheblichen Teil vom Umsatz aus.

00:09:26: Die kaufen auch gezielt da und kaufen auch ein bisschen exotischer Sachen.

00:09:33: Dann Bands, die hier in der Stadt spielen, kommen auch häufig und das sind dann ihre Gage hier.

00:09:43: Und ich verkaufe auch seit Anfang der Pandemie, als hier alles dicht war.

00:09:49: Da habe ich dann doch beschlossen, Internetverkauf zu machen.

00:09:51: Das habe ich mir vorher eigentlich, wollte ich das nicht, aber durch die Pandemie bedingt hat sich das aufgebaut

00:09:59: und da geht auch Querbeet raus.

00:10:02: Also ich sehe zu, dass ich immer möglichst hochwertige Second Hand Sachen ran bekomme.

00:10:08: Allerdings wird immer schwieriger, das auch preislich noch machbar zu bekommen.

00:10:15: Ich werde jetzt in ein paar Wochen in Hamburg wieder bei einem alten Bekannten eine hochwertige Sammlung aufkaufen.

00:10:22: Sehr gepflegtes Zeug, Leute.

00:10:24: Ihr könnt euch merken, im Mai kommt vorbei.

00:10:28: Das sind dann Sachen, die ich ins Netz stelle.

00:10:33: Und die du wahrscheinlich auch ziemlich weit verschickst.

00:10:36: Das geht in der Nationale.

00:10:39: Das geht von Leipzig bis Australien.

00:10:44: Ja, das ist spannend. Zwei Fragen habe ich dazu.

00:10:47: Das eine in deinem Laden hier.

00:10:51: Wie wichtig ist es da auch Gespräche zu führen?

00:10:54: Findet es so etwas statt, dass sich Leute beraten lassen, dass sie Tipps wollen, dass sie kommen und über Musik sprechen wollen?

00:11:02: Es entstehen spontan manchmal sehr lustige, interessante Gespräche.

00:11:11: Das meiste ist mit Touristen.

00:11:17: Die Stammkundschaft, die recht überschaubar ist, die ich in Dresden habe, mit denen plaudert man natürlich so den neuesten Dorfklatsch.

00:11:29: Oder Dirt und Dat.

00:11:31: Und mit den Bands gibt es auch oft ganz gute Gespräche.

00:11:37: Aber viele kommen wirklich nur, um zu schauen, in Ruhe gelassen werden zu wollen.

00:11:43: Und ich spreche die Leute dann aber alle immer an und die sagen dann oft, ich will eigentlich nochmal gucken oder schön sortiert hier oder dies oder das.

00:11:52: Aber wie schon gesagt, so längere Gespräche entwickeln sich tatsächlich mehr mit Durchreisenden, die sich freuen, wieder mal so ein Laden zu sehen.

00:12:05: Oft sagen in ihrer eigenen Stadt gibt es das gar nicht mehr oder die Auswahl loben.

00:12:11: Und dann wird hier auch viel fotografiert, weil das ein ziemlich bunter Laden ist.

00:12:16: Inder Tat.

00:12:17: Und ja, das ist halt Teilstahel.

00:12:23: Es gibt auch Leute, die hier wirklich schweigsam oder schüchtern den Laden wieder verlassen.

00:12:29: Aber man weiß, dass man in dir und den anderen Leuten, die hier arbeiten, immer jemanden hat.

00:12:34: Also es hat schon auch was von dem, sage ich mal, von der regelmäßigen Anlaufstation, wo Leute einfach auch nur vorbeigucken, um sich mal wieder blicken zu lassen oder um einfach mal zu gucken.

00:12:46: Ja, ich habe ja auch noch zwei Mitarbeiter.

00:12:49: Der eine ist Krelli, der Krell, der von Anfang an dabei ist.

00:12:57: Der sorgt hier für die Schilderordnung.

00:13:02: Ist ja alles relativ übersichtlich geordnet und aufgeteilt.

00:13:07: Ja, ist ja wichtig bei so einem System.

00:13:09: Und der macht auch die Buchhaltung, von der ich mich ganz fern halt so weit es geht.

00:13:15: Und Krelli ist so Spezialist für Punk-Sachen, Waves-Sachen, Synthesizer, Sounds.

00:13:26: Und dann habe ich den anderen Mitarbeiter.

00:13:30: Der ist jetzt seit gut zwei Jahren dabei.

00:13:32: John, der hier in der Dresdner Musik-Szene sehr gut vernetzt ist, der in verschiedenen Gruppen hier in Dresden spielt.

00:13:39: Er ist bei No Waves, die sich hier sehr gut verkaufen.

00:13:43: Auch einen guten Namen haben, mittlerweile auch weit überdreht, nicht genau ausbekannt sind.

00:13:50: Und Dry Skin ist ein anderes Bandprojekt.

00:13:55: Und John ist ein sehr gut vernetzter, sehr gut informierter, jungerer Typ.

00:14:02: Also so ganz jung sind wir hier alle nicht mehr.

00:14:05: Aber John spricht eben auch wieder ein Publikum an, der spricht wieder um viele Dresdner an, die vorher hier wenig da waren.

00:14:16: Und John fährt eben halt auch ein bestimmtes Programm.

00:14:19: Hat einen hohen Wissensstand, was Musik angeht, muss ich sagen, auch sehr breit gestreut.

00:14:25: Ich wundere mich immer, was der auch so an älteren Sachen kennt.

00:14:28: Der macht hier eben halt so viel, was im Moment relativ angesagt ist, die Postpunk-Sache, die Indiesachen, wobei man von Independent nur noch bedingt reden kann.

00:14:42: Weil der Begriff zu groß geworden ist?

00:14:45: Ja, weil das auch kommerziell mittlerweile verwässert ist.

00:14:51: Ja, okay, weil es nicht mehr Indies ist.

00:14:53: Und die war früher wirklich "Do it yourself", kleine Auflagen, kleine Lebens.

00:14:59: Mittlerweile ist Indie halt auch ein Industriebegriff.

00:15:04: Und die Begriffe ändern sich ja auch relativ schnell.

00:15:10: Also wer spricht heute noch von Neuerdeutscher Welle oder so was?

00:15:14: Klar, klar. Das ist auch eine gewisse Kreativität da drin gewesen.

00:15:17: Jedes Mal was Neues zu erfinden, so viel Bandnamen, wie es gibt, gibt es ja manchmal an Genrebeschreibungen schon fast, mit Subgenres und Kombinationen und wieder zurück.

00:15:29: Ja, es gibt halt so feststehende Begriffe, die lange Gültigkeit haben und wahrscheinlich auch noch haben werden.

00:15:35: Also Blues oder Jazz, so als als Oberbegriffe, Punk natürlich, Metal.

00:15:44: Aber das unterteilt sich natürlich in 1000 kleine Subgruppen, das ist klar.

00:15:49: Ja.

00:15:50: Du, die zweite Frage, die ich hatte, wenn du so viel mit Musikträger zu tun hast, gibt es dann Lieblingsmusik?

00:15:59: Oder kannst du so was bezeichnen, die dann wechselt?

00:16:03: Oder sag mal mal auch noch so, hörst du selber überhaupt noch Musik, wenn du so von Musik umgeben bist?

00:16:09: Also ich habe zu Hause wieder einen Plattenspieler, noch eine Schallplatte.

00:16:12: Dafür habe ich aber hunderte, ich weiß nicht wie viele, Kassetten, die ich mal angefangen habe in den 70er Jahren aufzunehmen, habe dann irgendwann mit der 90er-Jahre aufgehört mit aufnehmen.

00:16:24: Die Schallplatten habe ich ja hier im Laden.

00:16:27: Wenn ich da was hören will, dann kann ich das auflegen.

00:16:29: Ja klar.

00:16:30: Und ich habe kein spezielles Song.

00:16:35: Also ich höre sehr gerne Reggae und Dub.

00:16:39: Weil das eine beruhigende, aber gleichzeitig auch ein bisschen antreibende Wirkung hat.

00:16:46: Reggae läuft ja auf Basis vom Herzrhythmus und ist also eine durchaus gesunde Musik.

00:16:55: Ich höre, wie habe ich schon gesagt, eigentlich Querbehet.

00:17:02: Also ich höre mir natürlich viele neue Sachen an, wobei ich da oft denke, hat man alles schon 1000 Mal.

00:17:13: Aber ich muss mich natürlich hier irgendwie auch ein bisschen auf den Laufenden halten.

00:17:18: Ich höre je nach Stimmung, ich höre gerne manchmal gute Countrymusik, jetzt nicht, nicht, nicht Nashville, Redneck, sondern es gibt da wirklich ausgezeichnete Sachen.

00:17:28: Also wenn ich hier abends im Netz arbeite, gerne auch mal Jazz, was ich tagsüber wenig abspiele, weil das verschreckt die Leute.

00:17:38: Dass die Kundschaft oft ein bisschen erschreckt.

00:17:41: Das schüchtert die möglicherweise ein.

00:17:43: Ja, ich habe eine Leib- und Magengruppe, die in meiner DNA feststeckt.

00:17:49: Wahrscheinlich auch an meiner EP-Vergangenheit "Gratful Dead", die wirklich die amerikanische Band für mich, die völlig freigeistig waren, die von Country bis Free Jazz alles gespielt haben, großartige Live-Konzerte gebracht haben.

00:18:06: Die Band habe ich Ende der 60er Jahre entdeckt, die gibt es seit, die Band selber existiert glaube ich seit 63.

00:18:15: Und die haben dann in den Mitte 90er Jahren ihr Oberhaupt der Regascia verloren und seitdem kommt da auch nur noch wenig, es gibt so verschiedene Projekte.

00:18:30: Aber die ganze Zeit von den Leuten, die ich auch mehrmals live gesehen habe, auch in Amerika besucht habe, dieses in meiner DNA irgendwie drin, also die kann ich eigentlich tatsächlich immer hören.

00:18:44: Und entdecke immer wieder bei den Liveaufnahmen immer wieder neue Schlenker und so.

00:18:48: Das ist also wirklich für mich ein Universum.

00:18:52: Aber ich will die Gruppe auch jetzt nicht über den grünen Kläloben.

00:18:57: Es gibt so die internationalen Gemeinschaft der Dead Hats.

00:19:00: Ach ja.

00:19:01: Und ja, die sitzen also in irgendeiner gottverlassenen Hibbiland-Kommune bis hin ins Pentagon.

00:19:11: Die waren führend in der Computereinwicklung.

00:19:16: Also neue Technologien, war die Band immer sehr aufgeschlossen.

00:19:21: Na ja, gut, okay.

00:19:23: Ist das auch der Grund, warum du so viele Totenschädel, Sugarscals bei dir im Laden hast?

00:19:32: Die haben natürlich den Schädel als Symbol. Da gibt es dieses berühmte Poster, Skull and Roses, also einen Totenschädel mit einem Rosenkranz.

00:19:47: Aber das ist eigentlich nicht der Grund.

00:19:50: Schädel sind ja im Rock'n'Roll so eine Ikone, mittlerweile ein bisschen tot, überikonisiert.

00:20:00: Man kann bei K-Stadt expelibige Totenkopf-T-Shirts kaufen, wo die Modi dann auf dem Markt mit rumrennt.

00:20:08: Klar, da hat den Respekt ein bisschen verloren der Tod.

00:20:12: Ja, die Sachen hier im Laden, die jetzt hier gerade so ein bisschen in dem Rock-Altar hier rumstehen, das sind eigentlich mehr so die mexikanischen Motive von den Diaz de Muerte.

00:20:28: Also im toten Tag, wo dieser Tag in Mexiko gefeiert wird, wo eben halt viele im toten Kostüm, im Gerippe Kostüm durch die Gegend laufen.

00:20:38: Und wo man mit den Verstaubenden Angehörigen nochmal Kontakt nimmt und auch auf dem Friedhof nochmal ein Festessen ausrichtet oder so was?

00:20:47: Ja, also wo die Toten dann quasi lebendig sind.

00:20:50: Naja, das hat so ein, wie ich schon sagte, so ein Rock-äkonisches Symbol und taucht immer halt bei mir auf.

00:21:04: Es ist wahrnehmbar und ich finde es eigentlich auch ziemlich gut, aber dass du bei "Grateful Dead" einer der Fans bist, so das wusste ich zum Beispiel auch noch nicht.

00:21:18: Ich würde noch mal gerne eine Frage stellen, weil ich habe dich ja auch schon als DJ gehört, du wurde dann selber Musik auflegst, aber ich glaube es war meistens eben so eine Dub-Rege Geschichte, die du aufgelegt hast.

00:21:33: Ja, teils, teils, ich habe eigentlich, hauptsächlich habe ich eigentlich Soul und Funk aufgelegt, also hauptsächlich eigentlich schwarze Musik jetzt im Kostüm und Ganzen, da kamen noch auch Funkiger Jazz mit dazu, dann kamen natürlich Dub und Reggae dazu.

00:21:55: Das richtet sich auch immer nach der Veranstaltung.

00:21:58: Ich habe also in Dresden in vielen Kneipen aufgelegt.

00:22:03: So in größeren Veranstaltungen eigentlich weniger.

00:22:08: Doch ich habe dich mal beim ...

00:22:11: ... beim ... lange Nacht ist der Theater oder nach irgendeiner Premiere ...

00:22:18: In Hellerau habe ich mal ...

00:22:19: ... in der Premiere-Fahrer.

00:22:20: Ich glaube, ich habe dich im Staatschauspiel gesehen irgendwann mal.

00:22:25: Ist aber schon eine ganze Weile her.

00:22:27: Im Staatschauspiel kann ich mich nicht erinnern, dass ich da aufgelegt habe.

00:22:30: Dabei habe ich mal ...

00:22:31: ... im Restum ...

00:22:32: ... manchmal im Schauspielhaus.

00:22:34: Da habe ich mal mit meiner Band gespielt damals mit Spacke.

00:22:39: Aber aufgelegt kann ich mich jetzt nicht erinnern.

00:22:42: Aber vielleicht verwechsel ich es mit Hellerau.

00:22:45: Also ich habe dich ...

00:22:46: Ja, in Hellerau war mal eine größere Veranstaltung.

00:22:49: Ich habe auch hier in der Kunsthochschule beim Studentenball aufgelegt.

00:22:56: Ich habe nicht nur einen kleinen Kneipen aufgelegt.

00:22:58: Ich habe ja schon damals in der Lüneburger Heide ...

00:23:00: ... auf dem Dorf aufgelegt, Dorfdisco.

00:23:03: Wo ich meistens am Geschmack vorbeigespielt habe, weil ich ein bisschen progressiver war.

00:23:09: Und ich habe in Hamburg ein paar Kneipen immer regelmäßig mit Tape ...

00:23:15: ... die ich zusammengestellt habe bedient.

00:23:17: Die sehr gut ankam und auch den Umsatz hochgetrieben haben.

00:23:22: Und in Dresden habe ich dann quasi wieder angefangen aufzulegen.

00:23:28: Ich habe in Lüneburger Heide auch lange in einem sehr angenehmen Dorflokal aufgelegt.

00:23:38: So ein alter Kaffeegarten, wo die Leute von weit her kamen.

00:23:41: Weil sie da ungestört kiffen konnten.

00:23:44: Und da kamen die Leute aus Hamburg Bremen-Hahnhofer.

00:23:51: Die Zelle liegt ja so in der Mitte zwischen den Städten.

00:23:55: Und hier in Dresden, wie schon gesagt, in diversen Kneipen ...

00:24:00: ... war dann meistens eben halt für ein paar drinks am Abend.

00:24:04: Ob es jetzt Wettbüro oder Hebedas war oder am liebsten habe ich ...

00:24:08: ... im Sattor aufgelegt.

00:24:11: Da hatte ich auch meinen Stammpublikum so richtig festgelegt.

00:24:18: Ich wurde meistens so unter der Rubrik "Funk Soul" ...

00:24:24: ... Skar, halt gebucht.

00:24:28: Hab aber auch "Cantry" Abende gemacht.

00:24:31: "Cantry" hat ja auch ein bisschen das, sag ich mal, schlechte Image verloren ...

00:24:36: ... in der letzten Zeit.

00:24:38: Mir hat es schon immer gefallen, muss ich ehrlich sagen.

00:24:41: Ja, "Cantry" und "Cantry".

00:24:43: Da würde ich sagen den sogenannten "Die Fahne hochreaktionären Country".

00:24:49: Und dann gibt es sie, die vor vielen Jahren als Outlaws anfingen ...

00:24:55: ... und mittlerweile große Namen sind.

00:24:58: Oder waren, also William Nelson zum Beispiel, ...

00:25:02: ... Traum 20, ganz großartiger Mann.

00:25:05: Aber auch so traditionelle Journalisten wie Hank Williams zum Beispiel ...

00:25:10: ... unübertroffen.

00:25:12: Johnny Cash hat natürlich auch viele tolle Sachen neben viel Mist gemacht.

00:25:16: Und also der moderne "Cantry" ist natürlich zum einen furchtbar kommerziell ...

00:25:27: ... und kommt mir auch nicht auf den Platten Teller.

00:25:31: Aber es gibt eben halt wirklich da so eine Alternative "Cantry"-Bewegung, ...

00:25:37: ... die ganz großartige Leute hat und die zum Teil auch sehr traditionell arbeiten.

00:25:42: Und das ist immer noch für mich so auch eine Sache, die meine Seele berührt, ...

00:25:48: ... muss ich sagen, wenn es gut gemacht ist.

00:25:51: Also für mich ist Musik sowieso wichtig, dass sie mich berührt.

00:25:57: Also auch die Stimmung, je nachdem gut oder traurig beeinflusst, ...

00:26:04: ... das hat meine Seele berührt und vor allen Dingen das das Zeug auch gruf hat.

00:26:10: Und nicht so vor sich hin eiert und leiert.

00:26:14: Deswegen auch der Reggae.

00:26:17: Ja, genau.

00:26:18: Wie kam es zu dem?

00:26:23: Also in Hamburg hatte mein bester Freund, der leider dann auch das zeitliche ...

00:26:30: ... gesignet hat, einen "Underground Platten Laden Connection".

00:26:36: Wir haben uns in London kennengelernt.

00:26:40: Da war ich ziemlich pleite.

00:26:43: Und wir hatten einen gemeinsamen Bekannten, wo wir aufgeschlagen sind.

00:26:47: Und da lernte ich dann Robert kennen.

00:26:50: Und der zog dann nach einer halben Stunde ein großes Binnellgeld aus der Tasche und sagte hier in dem ...

00:26:55: ... "Erst mal was?"

00:26:56: Wir sehen uns dann in Hamburg.

00:26:58: Und das haben wir dann auch gemacht.

00:27:00: Wir haben uns dann in Hamburg gesehen.

00:27:02: Und da ich eh schon sehr Musikaffin war, ich war damals auf der Kunsthochschule in Hamburg, ...

00:27:12: ... bin ich dann nach und nach in den Laden mit eingestiegen, insofern, dass ich damit gearbeitet habe.

00:27:17: Also nicht jetzt als Teil habe oder so.

00:27:19: Und Robert hatte immer schon versucht so die Sachen im Laden zu haben, die es woanders nicht gab.

00:27:26: Robert war eigentlich ein Ur-Punk, sah nicht danach aus.

00:27:33: Wie so ein fuseliger Hippie, aber der war also punkiger als die ganzen dogmatischen Hamburger Punks, die da rumrannten.

00:27:40: Und wir haben da Konzerte aufgenommen und davon sogenannte Bootlegs gemacht.

00:27:48: Also Veröffentlichungen, die unter einem Radar liefen.

00:27:55: Zum Beispiel ein sehr gutes Clash-Konzert, wo es damals auch zum Aufruhr kam und der gute Joe Strammer dann eine Nacht im ...

00:28:05: ... Polizeigewasern verbringen musste, weil er einen Punk da die Gitarre über den Kopf gehauen hatte.

00:28:12: Der dazu Revolution aufrief, aber alles so ein Episode.

00:28:19: Und da war zum anderen eben auch früher Reggae-Aufnahmen dabei.

00:28:24: Dann hatte ich in Hamburg ein Freundeskreis, der sehr früh sich schon so um Reggae gekümmert hat, also Platten ran geholt hat.

00:28:37: Auch ab und zu mal irgendwelche Amerikaner, die dann ein bisschen Musik gemacht haben und so.

00:28:42: Nach der Hamburg-Zeit bin ich dann wieder in der Lüneburger Heide gelandet auf so einem riesengroßen Bauernhof.

00:28:50: Den hat dann mein bester Freund übernehmen müssen per Erbe und wollte das eigentlich nicht.

00:28:58: Da versammelten sich dann ganz viele Leute, die dort auch dann lebten und so ihr Ding durchzogen.

00:29:10: Und da das in der Nähe von den großen englischen Kasernen in Bergen Hohne Bergen-Belsen war, hatte man auch viel Kontakt zu Engländern.

00:29:21: Und da gab es dann wiederum ein Haufen Amerikaner, die in der Armee waren, aber dann ausgestiegen sind.

00:29:28: Weil für die Amerikaner war die Berufsarmee halt oft eine Möglichkeit mal ein bisschen sich über Wasser zu halten.

00:29:34: Die hatten in England auch einen schlechten Stand, die West Indies.

00:29:39: Und dadurch, dass wir da musikalisch sehr aktiv waren, also mit Bands, um experimentiert haben,

00:29:47: geselten sich dann auch so nach und nach ein paar Jahre Amerikaner dazu.

00:29:52: Und da entstand dann eine Reggae-Band, bei der ich persönlich nicht mitgemacht habe.

00:29:57: Ich habe mehr so die Rock'n'Roll-Abteilung weiter bedient.

00:30:02: Und dadurch kam dann noch mehr Information über Reggae und das ging dann weit über Bob Mali natürlich heraus.

00:30:12: Weil es gibt da wirklich also, ich würde sagen, so ein Underground-Reggae, der hier nicht so populär war,

00:30:23: aber Leute, die das kennen, fahren da echt sehr darauf ab.

00:30:27: Ich habe hier in Dresden so eine Episode, das war ziemlich am Anfang hier,

00:30:31: dass ich in so einem Jugendzentrum in der Helgoland-Straße gefragt wurde, ob ich ein Reggae-Abend machen wollte.

00:30:38: Und da habe ich gesagt, ja natürlich gerne.

00:30:40: Und habe dann so das ganz typische Zeug aus der Echo-Kamera aufgelegt.

00:30:45: Dann kam dann irgendwann, entsetzt da jüngere Menschen, sagt, da kannst du nicht mal ehrlichen Reggae spielen.

00:30:52: Ich sage, was ist denn ehrlicher Reggae?

00:30:54: Ne Bob Mali!

00:30:56: Na ja, gut, okay, wir haben mal wieder da gelandet.

00:30:59: Rauf und runter.

00:31:00: Ja.

00:31:01: Na ja, dann war ich eben halt auch Zeitlang in Jamaica und habe da auch über diese alte Hühneburger Heidekonnexion

00:31:11: und habe dann da noch ein bisschen rumgewühlt in alten Lagerbeständen und so.

00:31:18: Und habe das dann hier mit nach Dresden gebracht.

00:31:20: Da gab es zu der Zeit hier in Dresden auch noch sogenannte Sound Systems.

00:31:24: Ja.

00:31:25: Die White Bread Sound Systems.

00:31:28: White Bread zum Beispiel, der Axel ist jetzt noch Stammkunde hier.

00:31:31: Und die haben mir dann die Singles da außer Hand gerissen.

00:31:37: Leider gibt es von den Sound Systems glaube ich in Dresden gar keine mehr.

00:31:43: Axel legt ab und zu nochmal Solo auf.

00:31:47: Und das gleiche wie mit Drum and Bass, die DJs, die mir da die Bude angerannt hatten in dem Genre, die arbeiten alle nur noch mit dem Laptop.

00:31:57: Und von daher ist das leider mit dem Menü.

00:32:00: Ich habe noch ein großes Reggae-Angebot, aber die Singles zum Beispiel habe ich es da eingelassen, weil das ist.

00:32:07: Aber das heißt, du hast andere Singles.

00:32:10: Also Singles funktionieren noch heißt es.

00:32:14: Singles funktionieren noch.

00:32:16: Neuerdings ist auch ein Verstärk daran auf Kassetten wieder.

00:32:21: Ja, das habe ich auch gehört.

00:32:23: Das liegt aber auch ein bisschen an der Mode der jungen Leute.

00:32:27: Die erinnern mich ja auch an die Zeiten, als wir Kassetten aufgenommen haben ein bisschen.

00:32:32: Das scheint alles ganz weg.

00:32:35: Ja, gerade bei jungen Publikum sind viele Retroströmungen im Moment.

00:32:41: Also nach den 60er, 70er und 80er sind im Moment die 90er wieder ziemlich gefragt.

00:32:48: Ich würde sagen die Anfang 90er.

00:32:50: Die Anfang 90er, ja, ich würde mal sagen so, dass Gransch sicherlich jetzt nochmal wieder ein bisschen eine Rolle spielen wird.

00:32:57: 30 Jahre.

00:32:59: 30 Jahre.

00:33:01: Kurt Cobain dahin geschieden.

00:33:06: Naja, es ist Trends kommen und gehen.

00:33:10: Das ist ja nur seit Ewigkeiten schon so.

00:33:13: Und ich versuche, ein möglichst breites Programm hier zu führen.

00:33:17: Und da machen meine beiden Leute und ich schon auch ein bisschen so die Geschmackspolizei.

00:33:24: Also wir stellen hier nicht jeden Mist rein.

00:33:27: Naja, genau, das ist ja wichtig auch, dass das vorsortiert wird.

00:33:32: Das ist ja auch im Grunde genommen ein bisschen die Rolle von den Plattenladen,

00:33:39: dass man da diese Mischung aus vorsortiertes Angebot, dann neugierige Nachfrage, sage ich mal, im besten Falle,

00:33:47: und dann eben sowas wie Austauschgespräch oder Impuls, dass jemand was mitbringt oder jemand was nachfragt.

00:33:56: Und dann kommt man auf den nächsten Trend oder sowas oder auf den nächsten, in dem Sinne, Subgenre zu sprechen.

00:34:07: Naja, ich meine, ich habe ja hier einen relativ kleinen Laden, der im Moment gut bestückt ist.

00:34:15: Es sind ein paar tausend Platten hier, also das ist nichts im Vergleich zu HVV oder den großen Ketten,

00:34:25: die natürlich auch dann noch ein kommerzielleres Programm fahren, auch fahren müssen.

00:34:34: Also ich muss zum Beispiel gestehen, dass ich keine Taylor Swift-Platte in meinem Laden habe und auch nicht hatte.

00:34:41: Das hat jetzt nichts mit der Qualität zu tun, sondern ich habe einfach dafür das Publikum nicht.

00:34:47: Das kriegt man ja auch überall, dafür muss man ja nicht zu dir kommen, sage ich mal.

00:34:52: Und ich versuche die Sachen anzubieten, die sonst in der Stadt kaum zu finden sind.

00:34:58: Es gibt hier noch in der Neustadt neben dem Zentralorgan, was auch so ein bisschen, aber dann doch eine andere Richtung fährt.

00:35:08: Jetzt noch zwei weitere Läden, der eine ist halt mehr auf elektronische Musik geeicht und der andere ist auch so in die Bereich relativ regel.

00:35:20: Wir nehmen uns aber gegenseitig nicht die Butter vom Brot, weil tatsächlich jeder Laden doch so seine eigene Not hat und ein bestimmtes Publikum dann eben halt auch.

00:35:29: Man seid ihr untereinander im Gespräch, dass ihr euch mal auf der Straße fragt und wie geht es bei dir so?

00:35:38: Ja, also da wird meistens so mit der Information, wie es läuft, so ein bisschen hinterm Berg gehalten.

00:35:48: Na ja.

00:35:49: Aber man ist sich insofern recht freundschaftlich zugetan, so dass man eben sagt, habe ich nicht, aber probiere es mal da.

00:36:04: Ich habe hier, wenn Leute aus Leipzig kommen, die sagen, das ist ja hier toll.

00:36:08: Bei uns sagt der eine Platten Laden gar nicht erst über den anderen, irgendwelche Informationen raus, weil es braucht sie gar nicht hingehen, das misst oder so.

00:36:17: Und das ist hier anders, das muss ich schon sagen.

00:36:20: Also man sagt dann, probiere es mal da oder schickt Leute eben halt, ich schicke hier oft Leute zum Fenders, zum Elektro-Laden rüber, die schicken Leute zu mir, weil ich die Elektro-Abteilung eben halt kaum bediene.

00:36:33: Und dasselbe ist auch mit dem Zentralorgan, dass man sagt, ja hier um der Ecke rum, probiere mal da, der hat viele ältere Sachen auch und auch ein gepflegtes Programm, muss man schon sagen.

00:36:50: Ja, interessant, interessant.

00:36:53: Ja, das ist hier, die Neustadt ist ja doch so ein bisschen so ein Dorf für sich.

00:36:57: Na klar, und die Wege sind kurz.

00:36:59: Du kannst mal jemanden auch rumschicken und sagen, hier ist nur eine Ecke weiter.

00:37:05: Das ist natürlich etwas anders als wenn du dann durch die Hand gestandest.

00:37:08: Da sind ja hier immer nur 100 Meter rechts und links, schon ein bisschen beim anderen.

00:37:14: Du, anderes und vielleicht sogar eines der letzten Themen, Teillegalisierung von Cannabis, was sagst du dazu?

00:37:24: Da hat sich ja schon mal die lapidare Antwort gegeben, geht mir ziemlich am Arsch vorbei, weil ich das für mich schon vor etlichen Jahrzehnten legalisiert habe, privat.

00:37:34: Aber man muss sehen, wie sich das entwickelt.

00:37:40: In einigen Ländern ist es ja dann wieder zurückgenommen worden, gerade im liberalen Holland, weil ich weiß nicht inwiefern, dass hier den Schwarzmarkt eindämmen sollte.

00:37:51: Muss man sehen, es ist natürlich im Grunde eine gute Idee, eine Droge, die ich jetzt nicht unter mega gefährlich einschätzen würde, dass man die kriminalisiert.

00:38:04: Auf der anderen Seite ist es natürlich auch wieder mit viel Regelungen verbunden und so, ob es den Schwarzmarkt wirklich eindämmt.

00:38:13: Ich nehme an, der wird sich eher auf härtere Drogen verlagern, was nun kein guter Nebeneffekt ist, aber der existiert ja sowieso.

00:38:25: Ich möchte mich da jetzt erstmal mit der Beurteilung raushalten im Prinzip, wenn ich positiv das es gemacht wird.

00:38:32: Es ist halt auch ein symbolisches Zeichen, dass die, mein klar, mit allen Schwierigkeiten und es ist nur noch eine Teillegalisierung, aber es ist wie so eine Art Umdenken, hat er mal stattgefunden, dass das Ganze verbietern eben auch nichts bringt, sag ich mal.

00:38:49: Na ja, wobei ja auch Nikotin und Alkohol, die wesentlich gefährlicher in Drogen sind, auch wenn ich dem auch gerne zuspreche, aber das ist klar.

00:38:58: Ich weiß nicht, wohin die Entwicklung gehen wird, inwiefern, also in Holland ist es in die Hose gegangen.

00:39:05: Ich glaube in Thailand haben sie auch irgendwie gerade Schwierigkeiten.

00:39:09: Ja, es ist so ein Hin und Her, also in den USA haben sie anscheinend relativ gute Erfahrungen gesammelt, also Colorado zum Beispiel, da sprudeln die Steuereinnahmen, Kalifornien-Dito, das haben ja auch nicht alle Staaten da, das ist schon frei gegeben.

00:39:27: In der Schweiz scheint es auch ein bisschen Hin und Her zu eiern, auf jeden Fall darf man dort nicht mehr in den Zügen in der Eisenbahn rauchen, weil sich die Leute durch den Geruch belästigt fühlen.

00:39:43: Hin und Her, man muss sehen, ich weiß es nicht, also die Länder mit liberaler oder liberalerer Gesetzgebung, es ist ein bisschen Hin und Her erhalten.

00:39:55: Man muss sehen, was sich hier entwickelt und Sachsen und Bayern sind, ja und weiß gerade nicht die Speerspitze der Fortschrittlichkeit.

00:40:05: Nee, aber das ist für Deutschland, das finde ich schon beachtlich und dass dieser doch irgendwie sehr, ich sage mal, Karl Lauterbach hätte ich jetzt nicht zugetraut, dass er es durchbringt.

00:40:17: Ob der Kipps selber. Dass das sein, eines seiner Herzensthemen gewesen sein soll.

00:40:24: Nee gut, okay, also hast du noch ein Thema, was du ansprechen willst, weil wir sind im Grunde genommen jetzt von der Zeit her so weit ganz gut, ich wünsche mir immer, dass der Podcast von Leuten auf dem Arbeitsweg oder auf dem Weg in die Schule oder in jetzt bald wieder Freibad gehört wird.

00:40:44: Hast du dann ab und zu mal Feedback bekommen?

00:40:47: Doch, ja, mündlich, wenn ich hier durch die Gegend laufe, sprechen mich doch einige drauf an. Ich hatte eine lange Pause jetzt, weil ich so viel zu tun hatte, aber jetzt will ich wieder durch starten, weil ich das auch schon interessant finde, mit den Leuten, mit denen ich mich privat unterhalten habe, wo ich fand, das war eigentlich super interessant.

00:41:07: Ich denke, das könne doch so eine Art Dresden unter der Oberfläche Podcast sein, was ich eigentlich da anstrebe.

00:41:17: Also, so ganz unbekannt bin ich auf dem Gebiet nicht, es gibt ja einige Artikel im Laufe der Jahre, hier in der Scheune Zeitung waren größere oder auch in der DNN oder auch Interviews und so weiter und so fort.

00:41:37: Aber ich finde es gut, dass man immer mal wieder so kurz in der Öffentlichkeit auftaucht. Ich werde allerdings auch, das muss ich jetzt abschließend noch sagen, mich hier von dem Laden in Beide wohl verabschieden und eventuell mit Samstienladen verabschieden, das weiß ich noch nicht.

00:41:55: Ich hoffe, dass ich einen Nachfolger habe, aber der ist im Moment etwas sperrlich mit seinen Informationen geworden.

00:42:02: Gut, das ist das eine, das andere ist so, habe ich dich ja auch schon kennengelernt, als ich hierhergezogen bin, dass du mir auch gesagt hast, so gewöhnt ich nur nicht allzu sehr daran, da war ich drüben in der Scheune noch, weil du damals auch so eine Phase hattest, wo du sagst, so vielleicht muss ich oder will ich demnächst zu machen?

00:42:21: Naja, das war das Stand, ich habe das finanziell immer hier völlig auf dem Messer als Schneide. Durch einen privaten Verkauf von einem Grundstück in Oslo ist die finanzielle Misery überwunden, aber es kommt jetzt halt das Alter und die Gesundheit dazu.

00:42:42: Und ich meine, Drop Out Records hat ja eigentlich permanent seit 25 Jahren davon die ersten 20 Jahre immer geschlossen. Das siehst ja immer, konnte keiner mehr hören, irgendwann hat es auch keiner mehr geglaubt und ich habe es irgendwie immer geschafft da und dort dann nochmal mittelchen aufzureißen, aber es stand immer auf Messer als Schneide.

00:43:05: Und dadurch, dass es jetzt eben halt dieser finanzielle Notstand nicht so akut ist, haben wir natürlich auch dementsprechend mehr Ware hier im Laden, aber wenn einer das jetzt tatsächlich übernehmen will, muss er wirklich sehr genau kalkulieren und sagen, okay, ich mache das als Freude am Hobby.

00:43:29: Ja, ich finde es wichtig, dass es Platten nehmen kann.

00:43:32: Das ist natürlich klar, wenn man Plattenläten haben will, als Musikszene muss man sich auch irgendwie drum kümmern.

00:43:40: Na gut, jetzt hatten wir ein Abschlussthema, dann danke dir Willi für das Gespräch und auf Wiederhören bis zum nächsten Podcast.

00:43:48: Auf über die Nasıl auf die Hand.

00:43:49: Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017

Über diesen Podcast

Dresden in echt... mit Magnus Hecht - ein Podcast über Menschen und die Stadt

Ich spreche mit interessanten Menschen, die keine Prominente sind und frage sie nach ihrer Beziehung zu Dresden, ihrer Herkunft und ihrem Weg.
Was ist gut, was muss sich ändern? Warum bleiben manche hier und andere zieht es wieder weg?
Wir sprechen über die Gesellschaft, über Kultur und Politik. Die große Politik wird wie auch die Kommunalpolitik zum Gegenstand. Wir tauschen uns über Freude und Leid, über Hoffnungen und Ängste aus.

Und ich bin froh über jedes Feedback.

Der Podcast ist handgemacht und ich verbinde diese Information mit der Bitte um Nachsicht beim Lernprozess. Ich biete einen authentischen Blick und streite nicht ab, dass es viele weitere Perspektiven gibt.

von und mit Magnus Hecht

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