Dresden in echt

Dresden in echt

Transkript

Zurück zur Episode

00:00:00: * Musik *

00:00:25: Dresden in echt mit Magnus Hecht.

00:00:30: Ein Parkcar über Menschen und die Stadt.

00:00:35: Herzlich willkommen bei einer weiteren Folge von Dresden in echt mit Magnus Hecht

00:00:49: und heute mit Nielson Samuelsson.

00:00:52: Grüß dich.

00:00:53: Ja, vielen Dank für die Einladung.

00:00:55: Du, meine obligatorische erste Frage, was bedeutet eigentlich deinen Namen

00:01:00: bzw. deine beiden Namen?

00:01:02: Ja, was bedeuten sie?

00:01:05: Das weiß ich jetzt nicht so richtig.

00:01:07: Aber also, ich heiße ja Nielson Samuelsson.

00:01:10: Und die einfache Bedeutung ist Nils Sohn.

00:01:15: Und das kennt man ja ein bisschen aus Gandinavien.

00:01:18: Das war ja die Art, wie man so Namen vergibt.

00:01:20: Was heißt der Vater?

00:01:21: Und dann heißt der Sohn sozusagen Vater plus Sohn.

00:01:25: Das ist aber meine Vorname.

00:01:27: Bedeutet also sowas.

00:01:29: Dann ist meine Familienname Samuelsson.

00:01:32: Samuels ist ein biblischer Figur und auch eine ganz normale Vorname.

00:01:37: Und deswegen wieder mal.

00:01:39: Der Vater heißt Samuelsson, der Sohn heißt Sohn.

00:01:42: Aber mein Vater ist nicht Samuelsson, sondern es ist ein Name

00:01:47: in Schweden wie Müller und Schulz in Deutschland.

00:01:50: Das Besondere mit meinem Namen ist,

00:01:52: dass meine Eltern mich mit Vornamen Nilsson genannt haben.

00:01:58: So was gibt es in Schweden nicht.

00:02:00: Also, wenn ich mich in Schweden vorstelle, ist das als würde ich sagen,

00:02:05: guten Tag, ich heiße Müller Schulz.

00:02:08: Ah, und?

00:02:09: Ja, okay.

00:02:10: Müller mit Vornamen.

00:02:12: Und als ich jetzt in Deutschland bin, fällt diese Frage komplett aus.

00:02:16: Niemand fragt mich.

00:02:18: Was?

00:02:19: Sondern es wird akzeptiert.

00:02:21: Das ist einer der Gründe, warum du hier lebst.

00:02:23: Ja, unbedingt.

00:02:25: Nein, natürlich nicht.

00:02:27: Aber das ist so ein Alltagserleichterung, muss ich sagen.

00:02:30: Dass man, das ist keine Fragen kommt einfach,

00:02:32: sondern es ist, ja, okay, gut, kommt aus Schweden färsch.

00:02:35: Genau, du kommst aus Schweden

00:02:37: und ich will noch mal was schnell zum Podcast sagen.

00:02:40: Also, Dresden in echt ist ein handgemachter Porträt-Podcast.

00:02:43: Das heißt, ich kämpfe ja immer noch ein bisschen mit der Technik.

00:02:47: Und unten ein associativer Podcast.

00:02:50: Weil ich mich sowohl die Leute, die ich einlade, als auch die fragen,

00:02:55: das ergibt sich sozusagen so vom Podcast-Schicksal,

00:03:01: wird es bestimmt, in einem großen Loast-Topf.

00:03:04: Und heute habe ich eben dich rausgegriffen.

00:03:06: Und in dem Loast-Topf sind aber eigentlich nur interessante Menschen,

00:03:10: das ist die zweite Bedingung, keine prominente Sinn.

00:03:14: Weil die kennen wir ja alle.

00:03:16: Ja, und dann habe ich noch ein geheimes Zusatzkriterium.

00:03:19: Ich versuche eigentlich gerne, also nicht nur die unbekanntere Seite von Dresden,

00:03:27: sondern auch die vielleicht unbekanntere Seite der Menschen,

00:03:30: mit denen ich mich unterhalte, so ein bisschen rauszuhören.

00:03:34: Und ja, und da sind wir jetzt bei dir.

00:03:39: Und was bedeutet dir Schweden noch?

00:03:42: Ja, wie soll ich das sagen?

00:03:46: Ja, ich bin ja, ich habe ja 30 Jahre in Schweden gewohnt oder 29.

00:03:50: Ich habe spät studiert und kam dann irgendwie mit 30 tatsächlich nach Dresden.

00:03:55: Und das muss man sich ja vorstellen.

00:04:00: Natürlich kann man nicht erst mal 30 Jahre an ein Ort leben und dann sieht man um.

00:04:05: Und dann bedeutet das nicht mehr für einem.

00:04:07: Natürlich hat man es einfach mit.

00:04:09: Ich habe meine Familie da, ich habe viele Freunde da, ich fahre jeden Sommer nach Schweden.

00:04:14: So ganz grundsätzlich, aber ich muss dann auch sagen,

00:04:17: dass, als ich am Anfang hier war, da war ja immer so ein Sprache,

00:04:22: war vielleicht die stärkste Grenze im Endeffekt.

00:04:25: Das muss ich wirklich sagen, es ist einfach beeindruckend zu entdecken,

00:04:30: dass, als man dann die Sprache erobert,

00:04:34: so dass ich mich sprachlich wohlfühle in Schweden sowieso, aber auch hier.

00:04:39: Ich fühle mich quasi in der Sprache zu Hause und bin nicht ständig verunsichert,

00:04:44: weil ich nach Wörter suchen muss.

00:04:46: Ich schäme mich auch nicht, falls ich mal ein Dative oder Akkusativ mal falsch mache.

00:04:50: Und in dem Moment fällt die Grenze ein bisschen weg.

00:04:55: Das heißt nicht, dass Schweden weniger für mich bedeuten,

00:04:57: aber das Land erweitert sich irgendwie.

00:05:02: Das ist eine interessante Beobachtung.

00:05:05: Aber ein was ist sicherlich noch unterschiedlich.

00:05:08: Und so haben wir uns damals auch kennengelernt über Midsommers.

00:05:11: Du hast da legendäre Midsommers, Rituale, sage ich mal veranstaltet vor.

00:05:16: Und ich glaube auch einmal hinter der Scheune auch,

00:05:19: wo an langen, schön gedeckten, festlichen Tafeln

00:05:23: Erdbeeren und Schnaps zu sich genommen wurden.

00:05:26: Dazu wurden Tänze vorgeführt und unter deiner Regie gesungen,

00:05:30: auf Schwedisch.

00:05:32: Das fand ich sehr schön.

00:05:34: Gibt es noch diese Tradition?

00:05:36: Ja, auf jeden Fall.

00:05:38: Das ist ja auch fast wie Weihnachten im Sommer.

00:05:44: Das ist wirklich so ein Fest,

00:05:46: der auch tatsächlich meistens in Familienkreis und Freundeskreis.

00:05:51: Also es ist nicht so wie Weihnachten,

00:05:53: wir sitzen alle gemütlich mit der Familie,

00:05:55: sondern es ist absolut ein erweiterter Freundeskreis.

00:05:57: Mit diese Traditionen, die wahrscheinlich tatsächlich

00:06:01: aus Deutschland importiert wurden,

00:06:03: irgendwann mal mit den Mai-Bauben.

00:06:05: Also das ist ja im Grunde genommen das selber.

00:06:07: Allerdings kombiniert natürlich mit dem Johannes Teufa,

00:06:11: also hier auf 24. Juni Sommer Sonnenwände.

00:06:15: So das kommt da zusammen.

00:06:17: Und der Tradition habe ich mit meiner Familie immer gemacht.

00:06:24: Ich glaube in Schweden habe ich das vielleicht zweimal nicht gefeiert.

00:06:28: Und entsprechend habe ich da immer irgendwelche Leute zusammengefunden hier.

00:06:33: An der Elbe habe ich auch mal Schwedische Sprachkurse gemacht.

00:06:37: Da habe ich manchmal mit meinen Sprachkurs,

00:06:39: habe ich meine deutschen Studenten in Gewohnung gezwungen,

00:06:42: und ich mich mit dem Sommer so feiern.

00:06:45: Ja, schön.

00:06:46: Und dann aber natürlich auch die Lieder.

00:06:48: Also die Lieder beigebracht.

00:06:50: Ja, es geht dann um diese etwas merkwürdige Tänze eigentlich.

00:06:55: Wenn man das Ritual nimmt, wenn ich das so höre,

00:06:58: dann denke ich, naja, das ist so ein paar Tänze übertieren.

00:07:03: Man tanzt halt um den Baum.

00:07:05: Um den Baum herum.

00:07:06: Mit so Wendom.

00:07:07: Ja, und das hat aber auch einen gewissen Grad

00:07:10: an Peinlichkeit an sich.

00:07:11: Aber ich glaube, darum geht es auch.

00:07:14: Deswegen in der Schnaps.

00:07:16: Und auch, wenn man mit diesen Tänzen fertig ist,

00:07:18: da hat man sich voreinander auch tatsächlich,

00:07:21: ja, so ein bisschen sich veräppeln lassen.

00:07:25: So.

00:07:26: Und das verbindet unheimlich, finde ich.

00:07:28: Also, dass man sich nach dieser Tänze und seinen Gesängen kann,

00:07:31: man sich hinsetzen und essen.

00:07:33: Und ich mag diese Runde deswegen.

00:07:36: Na, das ist schön.

00:07:37: Genau.

00:07:38: Ja, so habe ich es auch empfunden.

00:07:40: Und jetzt ist ja bald wieder Midsommertag 21. Juli, stimmt es?

00:07:46: Nein, 21. Juni.

00:07:48: Also, um den 21. Juni.

00:07:50: Ja, richtig.

00:07:51: Und da ist Johanni.

00:07:53: Und dieses Jahr Midsommertag, was findet statt?

00:07:56: Du hast mir vorhin gesagt, dass es nicht stattfindet.

00:07:58: Das will ich jetzt nur noch mal von dir hören.

00:08:00: Ja, das ist ja jetzt so, dass eine meiner Söhne hat jetzt

00:08:07: alle Prüfungen in seinen Abitur mit Ach und Krach,

00:08:11: aber doch sehr gut geschaffen.

00:08:14: Und wir haben uns alle tierlich gefreut.

00:08:16: Und wir haben ein Haus auf dem Land in Kunnersdorf bei Hohenstein.

00:08:22: Und da will er am 22. Juni, Samstag feiern.

00:08:27: Und am 21. Juni haben wir Midsommertag.

00:08:30: Und da habe ich und meine Frau gesagt, also, das wird ein bisschen viel.

00:08:35: Also machen wir das sehr, sehr klein am Freitag mit ein paar Freunden.

00:08:38: Aber mit Sicherheit ziehen wir ein Liedchen und trinken ein Schnaps.

00:08:42: Ein Liedchen, ein Schnäpschen, ein Erdbeerchen.

00:08:45: Gut.

00:08:47: Jetzt was anderes.

00:08:49: Du bist ja auch Stadtplaner.

00:08:52: Aus welcher Stadt kommst du eigentlich in Schweden?

00:08:55: Kennt man die?

00:08:57: Ja, absolut.

00:08:59: Nein, ich weiß nicht.

00:09:01: Manche, ja doch, ich treffe manchmal Leute hier, die kennen diese Stadt.

00:09:03: Das liegt nämlich an einer der großen Autobahnverbindungen,

00:09:06: Nord-Südverbindungen.

00:09:08: Das heißt "No-Shirping".

00:09:10: In Deutschland kennt man das als "Nordköpping".

00:09:12: Ja.

00:09:14: Da waren doch immer die Krimis von Wallander.

00:09:18: Nein, nicht einfach Quatsch Wallander.

00:09:20: Von Sühewall und Wallhöhe haben die nicht da gespielt.

00:09:24: Wo der Kommissar Beck so immer kurz vor einer großen Tristesse leben.

00:09:31: Es ist egal. Jedenfalls, da gab es eine Zeitung.

00:09:34: Die Posten oder sowas hieß die.

00:09:37: Die hatten, jetzt schweifen wir ab.

00:09:40: Jedenfalls die hiesige Zeitung und die hiesige Stadt.

00:09:44: Wie guckst du als Stadtplaner auf die Stadt?

00:09:47: Als Seimer Stadtplaner, der einen Blick von ganz außen hat.

00:09:51: Also jetzt auf Dresden?

00:09:53: Auf Dresden, ja.

00:09:55: Was fällt dir auf an Besonderheit?

00:09:57: Oder was muss man in den Blick nehmen?

00:09:59: Ich muss ein kleines bisschen ausholen,

00:10:02: weil ich zugeben muss,

00:10:04: dass ich nach Dresden gekommen bin,

00:10:07: über ein Erasmus-Austauschstudium.

00:10:10: In Stockholm gab es auch einige Studenten aus Dresden.

00:10:15: Die habe ich teilweise kennengelernt.

00:10:17: Und es gab auch Austausch mit Stuttgart.

00:10:20: Also Stuttgart oder Dresden.

00:10:22: Und da hattest du die Wahl?

00:10:24: Da hatte ich die Wahl.

00:10:26: Ich auch.

00:10:28: Und dann war es eigentlich so,

00:10:30: Dresden ist total weggebompt worden.

00:10:33: Und außerdem liegt der Lagesim Osten.

00:10:35: Spannend.

00:10:37: Und das ist aber eine sehr naive Art,

00:10:42: sich ein Ziel auszusuchen.

00:10:44: Und das habe ich aber erst hier entdeckt,

00:10:47: wie naiv ich war.

00:10:49: Also sagen wir so, und auch wie plump das war,

00:10:51: auf eine Art.

00:10:53: Und ich denke auch,

00:10:54: dass ich auf eine Art plump hierher kam.

00:10:57: Dann habe ich aber wirklich,

00:10:59: also ich habe dann an die Uni studiert

00:11:01: und dann habe ich dann auch mit dem Professor

00:11:05: Thomas Will zum Beispiel,

00:11:07: der Professor für Denkmalpflege kennengelernt.

00:11:10: Und dann habe ich dann auch viele gute Leute da.

00:11:12: Und nach und nach habe ich mich dann tatsächlich ein Bild machen können,

00:11:15: was das alles heißt.

00:11:17: Und natürlich ist es so,

00:11:19: mit Schweden, mit der Geschichte,

00:11:21: dass man quasi außerhalb von,

00:11:23: also man ist nicht Teil von Zweiten Weltkrieg gewesen.

00:11:26: Das heißt natürlich,

00:11:28: als wenn man in eine Gesellschaft kommt,

00:11:31: die diese Erfahrung hat.

00:11:32: Und zwar, auch wenn es weit weg ist.

00:11:34: Ja, und es kommt noch eine Dimension dazu.

00:11:36: Mein Vater war sehr alt,

00:11:38: der war 1919 geboren.

00:11:41: Und war 1946,

00:11:44: ist er mit Feroz des Kreuz nach Budapest gefahren.

00:11:47: Um dort Essen auszuteilen.

00:11:50: An Kinder, die keinen, nicht zu essen halten.

00:11:53: Und sein Eindruck von dieses kaputte Europa,

00:11:57: das war einfach Teil unserer Familie.

00:12:00: Weil es ihm so erschüttert hat, oder sowas.

00:12:05: Ja, ja, und das war aber auch ein Hintergrund sozusagen.

00:12:08: Dass ich wirklich hatte seine Erzählungen

00:12:10: von zerstörten Städten in Europa.

00:12:13: Also, und jetzt bin ich aber hier.

00:12:16: Und wenn ich jetzt als Stadtplaner,

00:12:19: ich habe eine Architektur in Stock,

00:12:21: kommt studiert und auch hier an die Theodresden.

00:12:23: Und ich mag diese Stadt sehr.

00:12:30: Und zwar nicht nur, weil sie so schön ist.

00:12:33: Weil natürlich liegt sie wunderschön an diesem Fluss,

00:12:36: in diesem Tal, mit den Hängen, alles, was dazu gesagt wurde.

00:12:39: Aber die ist eben nicht nur schön,

00:12:42: sondern sie hat eine, die ist auch tatsächlich

00:12:46: ein bisschen gebeutelt her und da.

00:12:48: Das ist nicht überall wunderschön,

00:12:50: sondern es stehen riesige Fragezeichen bis heute

00:12:53: im Stadtbild, mit dem wir uns befassen.

00:12:56: Und sogar mitten in der Innenstadt,

00:12:58: was ja bei anderen Städten schon lange kein Thema mehr ist.

00:13:01: Und hier ist ja auch immer noch unklar,

00:13:04: was wir jetzt überlegen, was gerade was machen wir

00:13:06: mit dem Gebiet gegenüber vom Rathaus,

00:13:09: mit der Linknerstadt, mit dem und so weiter,

00:13:11: mit der Robotronkantine.

00:13:14: Und ich, also wenn ich dann,

00:13:17: wenn man so ein Vergleich ist,

00:13:20: das Ende vom Glück wird,

00:13:22: hat irgendjemand gesagt,

00:13:24: ist das Kirkegarten oder so was vielleicht?

00:13:27: Aber vielleicht muss man es gar nicht machen.

00:13:29: Man kann einfach nur gucken, was haben wir dann?

00:13:31: Und da habe ich manchmal den Eindruck,

00:13:33: dass man hier gar nicht sieht,

00:13:36: wie weit man schon ist.

00:13:38: Also man hat große Teile der Stadt tatsächlich zurückgewonnen.

00:13:42: Hätte man auch ein bisschen anders sein können.

00:13:45: Aber es ist zurückgewonnen.

00:13:47: Und ich denke auch im Blick auf

00:13:50: die nachhaltige Städte der Zukunft,

00:13:53: diese Stadt hat ein riesiger Fluss,

00:13:56: der einen freien Lauf hat, riesige Elbwiesen.

00:13:59: Und wenn man so auf die Karte guckt,

00:14:02: ist es schon jetzt ganz grün.

00:14:05: Und ich kann gerade so euphorisch werden,

00:14:08: wenn ich denke, wie weit wir eigentlich sind.

00:14:11: Aber es ist ja auch so,

00:14:13: dass man sich auch immer wieder

00:14:15: in der Stadt verhandelt.

00:14:17: Und ich denke, das ist ja auch so,

00:14:20: dass man sich auch immer wieder

00:14:22: in der Stadt verhandelt.

00:14:24: Und ich denke, das ist ja auch so,

00:14:26: dass man sich auch immer wieder

00:14:28: in der Stadt verhandelt.

00:14:30: Und ich denke, das ist ja auch so,

00:14:32: dass man sich auch immer wieder

00:14:34: in der Stadt verhandelt.

00:14:36: Und ich denke, das ist ja auch so,

00:14:38: dass man sich auch immer wieder

00:14:40: in der Stadt verhandelt.

00:14:42: Ich würde mich freuen,

00:14:44: wenn man einen stärkeren Kern hatte,

00:14:47: eine Einigung über das, was gut ist.

00:14:50: Und dann sollten wir uns natürlich

00:14:52: über Einzelheiten streiten

00:14:54: und hin und hier diskutieren.

00:14:56: Aber da ist so viel richtig Gutes dabei,

00:14:59: die sich auch wirklich blicken lässt.

00:15:02: Ich habe einen Mann aus Copenhagen getroffen,

00:15:05: der über das Tolle Radkonzept und so sagt.

00:15:08: Ich habe gesagt, na, weißt du was,

00:15:10: ist eigentlich nicht alles toll in Copenhagen.

00:15:13: Aber wir erzählen so gerne darüber,

00:15:15: wie toll das ist.

00:15:17: Und das erzeugt natürlich auch die Ausstrahlung

00:15:20: und auch eine Stimmung, dass man da Lust bekommt.

00:15:23: Und da packt man auch an.

00:15:25: So ein Klang, das bekommt so ein Klang,

00:15:27: wo man denkt, Mensch, Copenhagen,

00:15:29: da ist die Welt noch in Ordnung.

00:15:31: Ja, aber ich weiß, was du meinst.

00:15:34: Und das sind wir vielleicht auch,

00:15:38: war da gleich nochmal mit einer Schleife hin.

00:15:41: Man wird jetzt denken, es ist ein großer Sprung,

00:15:45: aber vielleicht dann in ein paar Minuten feststellen,

00:15:48: der Sprung ist gar nicht so groß, wenn ich jetzt frag,

00:15:51: wie sieht es denn eigentlich in Schweden,

00:15:54: wo wir jetzt wieder hin zurückreisen, politisch aus?

00:15:58: Also, das Schweden war das große Land der Sozialdemokratie.

00:16:02: Da hat man immer gesagt, dort ist auch das einzige Land,

00:16:05: wo solche wirklich sozialistischen Ansätze gelungen sind,

00:16:10: wo die, der soziale Zusammenhalt und so weiter.

00:16:14: Und wir haben ja auch so einen romantischen Blick

00:16:16: mit den Bundenhäuschen und klar Karl Larsson

00:16:19: oder die ganzen Astrid Lindgren Bücher und so weiter.

00:16:24: Das vermittelt ja so ein Bullerbü, Image, dann Ikea und so weiter.

00:16:28: Also schon so was sehr, gibt ja auch Fachbegriffe dafür, so was.

00:16:34: Aber es ist ja auch nicht alles Gold, was klemmt.

00:16:37: Also es hat sich in den letzten Jahren auch eine Veränderung ergeben.

00:16:40: Und sind die Sozialdemokraten noch relevant in, in Schweden oder wieder?

00:16:46: Ja, natürlich sind die relevant.

00:16:48: Es ist die größte Partei in Schweden.

00:16:50: Die haben die letzte Mal, haben sie 33 Prozent geholt.

00:16:53: Also die Behauptung, dass die Sozialdemokraten in Schweden

00:16:56: in irgendeiner Art irrelevant wäre, dass das Müsse von rechts kommen.

00:17:01: Ja, ist auch nicht alles Gold, was glänzt in Schweden.

00:17:09: War es ja auch in der Geschichte nicht.

00:17:11: Und ich denke mir, ja, diese Schriftstelle, die Bilder, Karl Larsson,

00:17:16: die Vorstellung von einem Zuhause,

00:17:20: der auch nicht unbedingt opulent sein mal,

00:17:23: sondern das kann einfach und schön sein.

00:17:25: Also ja, da ist so eine ganze Reihe von Sachen dabei.

00:17:29: Aber ich finde zum Beispiel auch, dass Selma Lange-Löw,

00:17:32: das ist eine Frau, die man wirklich lesen konnte

00:17:36: und die wirklich auch tatsächlich starke soziale Themen anspricht,

00:17:41: nicht als Arbeiterverfasserin, aber als mit ein Verständnis

00:17:45: dafür, was gesellschaftliche Zusammenhalt und Stabilität und Gerechtigkeit heißt.

00:17:51: Also meine Empfehlung wirklich zu lesen.

00:17:54: Das nehmen wir noch mal mit, weil ich bin ja jetzt neulich noch mal

00:17:57: über Schweden gestolpert.

00:17:58: Meine Eltern waren auch große Schweden-Fans, wie man in meinem Namen merkt.

00:18:03: Und als ich über die Wohnung von Greta Wenner gestolpert bin

00:18:09: in Leubniz-Neue Ostra, wo die die letzten Jahre verbracht hat

00:18:15: und dass die Wenners, also ihr Mann Herbert Wenner,

00:18:18: auch berühmter Sozialdemokrat später ist, als er noch Kommunist war sozusagen,

00:18:23: von Moskau nach Schweden ins Exil gegangen und hat dann dort seine Frau

00:18:28: und die Greta Wenner auch eine Frau von ihm dann,

00:18:32: aber das ist eine ganz andere Geschichte, kennengelernt.

00:18:35: Und die hat auch sozusagen ihr Leben lang die Greta Wenner dann von

00:18:39: diesem Schweden geschwärmt.

00:18:41: Das hat es sie im Herzen.

00:18:42: Da gibt es in dem anderen Podcast, den ich mache, Gespräche bei Wenners heißt es.

00:18:47: Da hat jemand beschrieben, als sie dann nach vielen, vielen, vielen Jahren

00:18:51: das erste Mal wieder nach Schweden gefahren sind.

00:18:54: Da hat es aus ihr sozusagen, haben die Lieder rausgebrochen,

00:18:58: als sie über die Ostsee gefahren sind.

00:19:01: Und sie hat angefangen zu singen und zu weinen gleichzeitig.

00:19:05: Und da muss doch noch eine starke, auch etwas stark,

00:19:11: ja tolles oder so was dahinterstecken.

00:19:15: Wann sind sie da gewesen?

00:19:16: Die hatten, die waren im Exil und bis nach dem Kriegsende

00:19:20: und dann sind die beiden Wenner wieder zurück oder damals waren es sogar

00:19:24: mehr Wenners und dann ist der eben Bundestagsabgeordneter geworden.

00:19:30: Und die hatten dann aber ein Haus auf Ölern noch bis zum Ende,

00:19:34: das gibt es jetzt wahrscheinlich sogar noch.

00:19:36: Und waren dort jede freie Sekunde, um aufzudanken.

00:19:41: Ja, sie sind ja dann in eine sehr interessante Zeit in Schweden da,

00:19:47: weil das ist ja so, dass die Sozialdemokratie kommen ja tatsächlich überwahlen

00:19:52: an ihr Machtsohn um 1930 und bleiben an dem Macht bis 1975.

00:19:58: Starten aber mit ein "Elenzland", das ist wirklich so.

00:20:04: Und da finde ich auch, gibt es nämlich ein anderes Buch,

00:20:08: ich warte bestimmt auch in Deutsch, das heißt "Wielen Möberli".

00:20:12: Es ist eine Reihe, vier Bücher, einmal "Die Auswandrer", "Die Einwandrer",

00:20:17: "Die Einzidler" oder "Die Neuaufbauer" und dann das letzte Buch heißt "Der letzte Brief nach Schweden".

00:20:25: Das beschreibt dieses "Elenz" auf dem schwedischen Land Mitte des 19. Jahrhunderts,

00:20:32: womit die Leute befasst sind, also wie sie da drangsaliert wird vom Königshaus, vom Kirche,

00:20:39: von Gutsherr und so weiter, eine extrem ungerechte Gesellschaft.

00:20:44: Und das steht in so einem Kontrast zu dem, was man unter Schweden heute versteht, nicht wahr?

00:20:52: Und dann eine extreme Entwicklung in der Industrialisierung.

00:20:58: 1900 wohnen immer noch 9 von 10 Schweden auf dem Land.

00:21:02: 2000 wohnen 9 von 10 Schweden in die Stadt.

00:21:06: Das heißt, viel mehr als auf dem Kontinent wohnen eigentlich die Landbevölkerung in der Stadt.

00:21:12: So viel Städte gibt es ja gar nicht in Schweden, das heißt, das konzentriert sich auf 3, 4 große Städte.

00:21:18: Genau, und das ist ein Teil von dieser Sozialung-Kathie und für wahrscheinlich das,

00:21:24: was die Wehrnacht auch erleben, dass die urbanen Kultur in Schweden gar nicht so bürgerlich ist.

00:21:32: Also diese Bürgerlichkeit, das ist so eine Miniglick in Schweden, die kann sich so kulturell gar nicht behaupten.

00:21:40: Und da entsteht so eine andere Art von, wie ich sage, ländlicher Urbanität, wenn man sich so was vorstellen kann.

00:21:48: Und ich glaube, das ist so ein Unterschied, den man so vorfindet.

00:21:52: Dann bis 75 ist es ja so, dass in der Sozialdemokratie baut man ein Land auf, der ja in der Weltkontext.

00:22:02: Und ja, man war nicht in zweiter Weltkrieg, ja, man ist ein reiches Land.

00:22:06: Und ja, man hat eine, wie soll man sagen, sehr privilegierte Lage.

00:22:14: Aber innerhalb der Gesellschaft, innerhalb die Gesellschaft, die man da aufbaut,

00:22:19: schafft man also die kleinsten Unterschiede zwischen Top und Orten, also von zwischen den Höchstverdienern und den Niedrigsverdienern.

00:22:28: Man hat ein Land geschafft, wo alle eine Krankenversicherung haben, wo alle, die Kinder kommen zu Kindergarten.

00:22:35: Und jeder hat auch ein Dach über den Kopf.

00:22:37: Das ist bis 75 erreicht.

00:22:40: Und dann aber setzt quasi ganz neue Kräfte ein, die wir unterblicken jetzt auf den Neolaberealismus zurück, der ja quasi durch die Welt geht.

00:22:53: Also mit den Konservaten aus meiner Sicht Milton Friedman, Thatcher und Reagan, geben neue Impulse.

00:23:01: Und das führt zu ein Rückbau dessen, was man da erreicht hat.

00:23:06: Und ich glaube, das, was wir heute in Schweden sehen, das ist aus meiner Sicht, ich bin ja nun mal Sozialdemokrat.

00:23:14: Also ist es meine Sicht.

00:23:16: - Ich denke, dass es...

00:23:17: Man hat also durch diesen Rückbau der sozialen Netzwerke, der Rückbau der Egalität, entsteht

00:23:28: eine schlechte Stimmung in der Gesellschaft.

00:23:31: Weil ich glaube tatsächlich, wenn Menschen etwas nicht aushalten, dann ist es Ungerechtigkeit.

00:23:38: Also wenn wir uns vorstellen in der Familie, meine Tochter kriegt einen Kauberhume und

00:23:42: mein Sohn kriegt ein Motorrad, dann ist in dieser Familie richtig Scheißstimmung.

00:23:48: Und ich glaube, es so funktioniert es im Fußballverein, Kunstverein, Kulturverein, Stadt, Dorf.

00:23:54: Wenn Leute erkennen, das ist jetzt, das ist ja Ungerecht, dann werden sie schlecht gelaunt

00:24:00: und da werden sie manchmal sehr radikal.

00:24:03: Und ich glaube, das ist eine Dimension von vielen, die wir heute beobachten.

00:24:08: Aber ich glaube, das ist auch wirklich ein Grund, wieso ich mich in der Sozialdemokratie

00:24:13: dann doch sehr zu Hause fühle nach wie vor.

00:24:16: Ja und du engagierst dich ja, also auch du bist ja zu dem, sag ich mal, Vorstand Vorsitzender

00:24:29: vom Ausländerer Dresden e.V., also sozusagen dem Verein, dem andere Vereine, Angehörn

00:24:36: oder auch Einzelpersonen.

00:24:38: Und bevor wir dann sozusagen das alles zusammenpacken und zusammenrühren, jetzt nochmal was zum

00:24:47: Ausländerrad.

00:24:48: Was macht ihr denn eigentlich alles?

00:24:51: Das weißt du wahrscheinlich gar nicht.

00:24:52: Was ihr alles macht, so viel macht ihr?

00:24:55: Ja, was machen wir?

00:24:57: Also der Verein ist ja bald, er ist 35 Jahre alt sozusagen und der Anfang ist den Grund genommen

00:25:05: in ihrem amtlichen Engagermann für Menschen und ich glaube, es hatte viel mit, wie heißen

00:25:12: sie ja, die Menschen, die aus Russland kommen, aber irgendwie ...

00:25:14: Ja, Übersiedler.

00:25:15: Übersiedler.

00:25:16: Und die konnten zwar irgendwie herkommen und konnten hier sein, aber die kamen ja von

00:25:21: woanders.

00:25:22: Also und das haben Leute erkannt, denen helfen wir jetzt, dass sie mit sich hier gut ankommen

00:25:29: und sie irgendwie geholfen wird mit Beratung.

00:25:32: Deswegen heißt dieser Verein dann logischerweise Ausländerrad.

00:25:35: Und das ist das, was wir eigentlich machen bis heute.

00:25:40: Aber inzwischen sind wir natürlich freier Träger, also im Bereich Flüchtlingsarbeit,

00:25:47: aber wir haben auch ein Kindergarten, wir haben eine ganze Reihe von Projekten.

00:25:52: Wie heißt der Kindergarten nochmal?

00:25:53: Der Kindergarten heißt Kleiner Globus.

00:25:55: Ja, auch ein schöner Name.

00:25:57: Ja, ist gut, oder?

00:25:59: Und dann gehen wir natürlich mit der Zeit und so ist der Verein auch, wie sagen wir

00:26:05: sagen, gewachsen, weil wir gebraucht wurden.

00:26:10: Eine andere Erklärung kann ich nicht sehen, weil wir wissen, dass die Welt hat sich auch

00:26:15: in den letzten 35 Jahren verändert und es gab immer wieder neue Anlässe für Menschen

00:26:22: irgendwie hierher zu kommen.

00:26:24: In meinem Fall natürlich einfach selber ausgesucht.

00:26:27: Ich habe das Gefühl, dass man hier studieren kann und einfach freiwillig hierher kommen

00:26:31: kann.

00:26:32: Aber viele Menschen dieser Welt befinden sich in Situationen, wo sie sagen müssen, hier

00:26:37: kann man nicht mehr bleiben.

00:26:38: Ich muss weg.

00:26:39: Und irgendwo kommen sie natürlich an.

00:26:42: Und da war es, und das ist ja eine Sichtweise, das habe ich ja übernommen.

00:26:47: Ich bin ja jetzt glaube ich seit 16 oder 17 erst Mitglied, so zu sagen, aber war ja auch

00:26:53: da so Veranstaltungen und so weiter.

00:26:57: Dass man vor Ort einfach Leute findet, hier die Interesse und eigentlich auch Freunde

00:27:03: daran hat, Menschen hier zu beraten, damit sie schnell Fuß fassen können und sich

00:27:09: hier schnell wohlfühlen können.

00:27:10: Ich glaube, das ist natürlich keine detaillierte Beschreibung von dem, was sie machen.

00:27:16: Aber das ist das, was wir machen in allen Bundesverprojekten.

00:27:18: Genau, ihr macht eine hochprofessionelle Arbeit an den Rat suchenden, sagen wir mal, ob das

00:27:25: nun Klientensinn oder Gruppen.

00:27:27: Ihr habt mit dem Internationalen Begegnungszentrum ein ganzes Haus, wo die Aktivitäten stattfinden.

00:27:36: Und ihr macht eben noch, ihr mischt euch ein, sozusagen, ihr macht mal ein Statement

00:27:41: oder eine Pressemitteilung zu Fragen, die für alle oder für viele Migranten sozusagen

00:27:48: von Interesse wäre oder wo das eurer fachlichen Meinung nach schief läuft.

00:27:56: Das ist auch sehr interessant, denke ich mal, auch weil auch da lernt man tatsächlich total

00:28:02: viel dazu aus dem Ausländerat, nämlich dass dadurch, dass wir so unterschiedliche Menschen

00:28:07: beraten, ist es uns natürlich auch klar, dass die kommen mit unterschiedlichen Perspektiven

00:28:13: und die haben nicht quasi eine gemeinsame politische Meinung.

00:28:18: Und das haben wir auch, glaube ich, dazu gelernt, dass natürlich kommen Menschen hierher

00:28:24: aus verschiedenen geopolitischen Konstellationen, wo auch immer und irgendwann sind sie hier.

00:28:30: Und da haben wir gemerkt, dass wir müssen uns tatsächlich auf dem Hier konzentrieren,

00:28:38: dass wir hier sind und dass man, wenn man auch nicht wirklich kompetent sein kann, sich

00:28:47: zu geopolitischen Konstellationen woanders zu äußern, sondern wenn jemand hier ist,

00:28:52: weil er oder sie festgestellt hat, ihr kann dort nicht bleiben, ich muss irgendwie weg

00:28:56: und hier bleiben, davon kann und muss, dann sind wir da und versuchen hier vor Ort also

00:29:04: Verbindungen herzustellen.

00:29:06: Und das funktioniert der Überberatung auch.

00:29:08: Und da, da glaube ich, gibt es etwas, was ihr auch Afropa auch macht.

00:29:13: Du bist ja bei Afropa, nämlich dass man da hier Leute verbindet und dass diese Kraft

00:29:20: tatsächlich auch ein Stück weit explodiert werden kann, also in die andere Richtung.

00:29:24: Viel mehr als wir Konflikte importieren, können wir eigentlich Zusammenhalt explodieren.

00:29:30: Und ich glaube, das machen wir eigentlich schon.

00:29:32: Ja, richtig, genau.

00:29:34: Und ich finde auch den Aspekt eben sehr wichtig, dass Integration und interkulturelles

00:29:40: Arbeiten nicht immer nur von Deutschen zu irgendeiner Volksgruppe hin und wieder zurück

00:29:48: ist und so weiter, sondern auch untereinander.

00:29:51: Das sind ja die, da sind auch Konflikte mit aber auch Freundschaften oder Traditionen

00:29:58: und so weiter.

00:29:59: Und hier in Dresden ist man auch darauf angewiesen, dass da miteinander umgehen, sozusagen entwickelt

00:30:09: wird.

00:30:10: Und da finde ich schon aber auch, dass es da gute Ansätze gibt in der Stadt.

00:30:14: Ihr seid mir aus in der Ratssicher eins.

00:30:16: Wir folgen das ja auch bei uns beim Afropa versuchen hinzubekommen.

00:30:21: Und das tut der Stadt auch gut.

00:30:24: Das ist auch wichtig, dass man nicht nur sozusagen so sich gegenseitig beäugt, sondern dass

00:30:29: da eine Interaktion stattfindet und im besten Fall eben, sag ich mal, ehengeschlossen werden,

00:30:36: dass Konflikten, Landschaften entstehen oder neuer Musikstil entsteht, weil völlig unterschiedliche

00:30:43: Sachen aufeinander prallen.

00:30:45: Ja, und ich denke davon können wir beide auch ein Lied singen, weil wir das ja auch

00:30:50: gesehen haben.

00:30:51: Und ich wollte wieder mal genauso wie ich sage, dass wir hier als Stadt, also wenn

00:30:58: wir auf unser Stadt guckt, dass wir manchmal übersehen, was hier alles ist.

00:31:02: Ja. Und wenn ich jetzt, wenn ich diese Situation jetzt

00:31:05: sehen, wo es heißt, unsere Demokratie ist bedroht, ja, ist sie.

00:31:09: Und gleichzeitig schaue ich die Menschen hier, die ich um mich herum haben, die mit einem

00:31:16: Ausdauer und einem Engagement nie aufgeben.

00:31:19: Und da muss ich natürlich einfach auch sehen, was für eine Kraft.

00:31:25: Und das ist, jeder Stadt hat irgendeine Art Eigenschaft.

00:31:29: Aber diese Eigenschaften, möchte ich behaupten, gehört auch zu dieser Stadt.

00:31:32: Ja.

00:31:33: Dass wir haben richtig Power.

00:31:35: Ist nicht alle, aber wir haben eine richtig gute Gruppe her, die viel Musik macht.

00:31:41: Und ich finde die Stadt ja auch inspirierend, weil es ja auch in diesen Bewegungen oder

00:31:47: in diesen, das muss jetzt nicht nur in der Ästhetik sein, dass man sagt ja, kann man

00:31:53: schön Bilder malen oder im Gebäude schön errichten oder einen ganzen Straßenzug, sondern

00:31:59: auch die Formen der politischen Kultur oder sowas.

00:32:07: Es werden auch inspiriert.

00:32:11: Und da sind wir ja vielleicht jetzt nochmal bei dem Punkt, wo sich das ein bisschen miteinander

00:32:16: verbindet.

00:32:17: Du als Sozialdemokrat, als jemand, der von außen nach Dresden gekommen ist, drauf schaut,

00:32:26: aber auch fachlich sozusagen mit Stadtentwicklungen beschäftigt ist, beruflich das Macht, also

00:32:33: ein Imblick hat, was eine Stadt ausmacht oder wie man das auch für die Zukunft sozusagen

00:32:40: hinkriegt und entwickelt und auch immer sowas wie Bewusstseinsarbeit mit dabei ist.

00:32:46: Weil die Architektur, die öffentlichste Allerkünste ist, hat auch jeder eine Meinung dazu, zu

00:32:53: allem, was da gebaut wird, zu Recht ja auch.

00:32:58: Man muss ja damit dann umgehen.

00:32:59: Und ich weiß noch, wie wir uns bei Katja Kipping bei einer Veranstaltung mal gesehen haben

00:33:10: und uns gegenseitig erzählt haben, dass wir so oft der Suche sind.

00:33:12: Das ist schon, glaube ich, fast über zehn Jahre her jetzt oder zehn Jahre oder so.

00:33:17: Und da haben wir beide gesucht.

00:33:19: Ich weiß nur, das war nach Brexit und Trump.

00:33:22: Ah ja, okay.

00:33:23: Nach Trump?

00:33:24: Nee.

00:33:25: Oder im Sommer vor Trump oder so was?

00:33:28: Ja, okay, okay, das kann sein.

00:33:30: All jedenfalls schon ziemlich lange her und ...

00:33:34: Nach zehn Jahren, genau.

00:33:36: Und da haben wir uns und das immer sozusagen dann auch politisch geworden, beide und haben

00:33:42: wahrscheinlich beide den Gedanken gehabt, man muss sich so einer Partei anschließen, auch

00:33:46: wenn das erstmal sehr unsexy klingt und jetzt man vielleicht früher auch ganz anders gedacht

00:33:53: hat, aber so funktioniert es hier halt.

00:33:55: Und du bist bei der SPD sozusagen geblieben.

00:34:01: Ich bin ja jetzt erst dazu gekommen.

00:34:02: Also ich habe noch einen Umweg gedreht.

00:34:04: Aber so vom Spektrum her war das natürlich damals auch unentschieden, sag ich mal.

00:34:10: Vieles.

00:34:11: Also der wäre noch mehr möglich gewesen, grüne SPD, linke.

00:34:15: Und dann ging es um die Feinheiten und auch um die Ärgernisse und so weiter und so fort.

00:34:21: Mit was kann man leben?

00:34:22: Mit was will man nicht mehr leben?

00:34:24: Aber jetzt bei der SPD, das ist so ein bisschen auch die Schnittmenge, denke ich mal, von

00:34:30: dem, was war am Danielson, Samuelson mit seiner Persönlichkeit, mit seinem Hintergrund

00:34:37: und mit seiner Erfahrung.

00:34:38: Und deswegen finde ich das stark, dass du auf dem Wahlzettel stehst.

00:34:43: Auch, das ist jetzt nur hier ein kurzer Werbeblock.

00:34:46: Ich hoffe, niemand sagt jetzt hier, das ist ein Werbe-Podcast.

00:34:49: Aber das gibt es eben auch, dass du jetzt hier für den Stadtrat antritt, sozusagen.

00:34:55: Das finde ich gut.

00:34:58: Und näher auch diese sozialdemokratische Perspektive nochmal mit reinbringst, also

00:35:06: diese Erfahrung, auch die in Schweden gemacht wurden, die muss man ja auch reflektieren.

00:35:12: Wie konnte das gelingen und wie ist es dann eben eine Zeit lang nicht mehr gelungen und

00:35:16: wie ist der Weg jetzt, wo sozusagen auch rund um euer Schweden, da Finnland oder so was ist

00:35:24: hier ja überall auch Entwicklungen, wie wir sie jetzt hier in Deutschland sachsen und

00:35:29: in Dresden haben.

00:35:30: Wie sagt man denn da, dass nochmal über völkische Parteien gesprochen werden muss, habe ich

00:35:42: einfach nicht damit gerechnet.

00:35:44: Ich dachte, das ist eine Sache, die hat sich dann irgendwie nach dem Zweiten Weltkrieg

00:35:48: irgendwann erledigt gehabt und ist ausgeplatscht.

00:35:51: Da kam dann mit dem Balkankrieg vielleicht nochmal hoch oder so was, aber ja und jetzt

00:35:59: haben wir das überall, wo man denkt, was ist denn das eigentlich für eine, was hat

00:36:05: sich der Weltgeist damit gedacht?

00:36:07: Aber da muss ich wieder mal sagen, also das, was wir in Schweden jetzt haben, ist natürlich

00:36:15: also verglichen an meiner Erfahrung und meine Kindheit, weil meine Kindheit, das ist genau

00:36:21: diese Kindheit, wo alle zur Schule gehen konnten, die hatte ein Instrument, für fast nichts

00:36:25: spielen lernen können.

00:36:26: Also wirklich und ich blicke zurück auf eine Zeit, wo das zurückgebaut wird und das tut

00:36:32: natürlich irgendwo weh.

00:36:33: Und dann aber auch, dass es überhaupt möglich ist, was jetzt passiert ist.

00:36:42: Nach wie vor, ich habe gesagt, die Sozialdemokraten in Schweden haben 33 Prozent, das ist ein

00:36:46: Drittel der Wähler, das ist nicht wenig.

00:36:48: Aber das andere ist das Problem, nämlich dass die Konservativen dann jetzt ein Inguninom

00:36:55: und eine Minderheitsregierung bilden mit Unterstützung von rechts außen.

00:36:59: Und das ist ein Dilemma, dass man also keine alternative Mehrheiten schaffen kann.

00:37:06: Und in dem Zusammenhang muss ich sagen und das denke ich auch über Deutschland jetzt,

00:37:11: man muss doch sehen, was man hat.

00:37:14: Also jetzt hat man tatsächlich eine Regierung in Europa mit Grünen und Sozialdemokraten

00:37:21: und bei beiden diesen Parteien kann man und FDP auch, kann man sehr sicher sein, dass

00:37:27: sie keine Neigung zur rechtsradikalen Parteien oder Koalitionen mit rechtsradikalen Parteien

00:37:34: und in diesem Perspektive ist Deutschland jetzt gerade so progressiv in Europa, weil

00:37:42: sie diese Regierung haben.

00:37:44: Kein Wunder, dass die Rechten da natürlich keine Kraft scheuen, um diese Regierung schlecht

00:37:50: zu reden, weil das ist natürlich die stärkste Regierung in Europa, die natürlich mit sehr

00:37:56: gezielt Wissen nie wieder ist jetzt.

00:38:00: Und das machen wir jetzt auch.

00:38:02: Aber entsprechend harte Kritik, entsprechend hart sind natürlich die Eingriffe auf die

00:38:08: Regierung, weil die Kräfte, die gerade von außen gegen Europa kennt, das steht ja

00:38:12: jede zweite Tag in der Zeitung, wie diese Bewegungen finanziert werden und wo sie alle

00:38:19: ihre Kontakte haben.

00:38:20: Und das ist doch gerade so absurd, dass man sich als Patriot verkauft und tatsächlich

00:38:27: Europa verrät und splittert.

00:38:31: Und da bin ich immer noch ganz hoffnungsvoll wegen Deutschland, weil ich würde jetzt,

00:38:36: ich würde sagen Deutschland hat diese Vorsprachgeschichte.

00:38:40: Ist alles passiert.

00:38:42: Aber ich habe den Gefühl, dass man in Deutschland tatsächlich sich damit befasst haben, auf

00:38:47: eine ganze andere Art, dann sind Schweden.

00:38:48: Und das ist eine tolle Kraft in Deutschland.

00:38:51: Und da finde ich, das ist ja das richtig Tolle mit Deutschland, dass man sich mit dem Kopf

00:38:57: damit befasst hat, was ist denn da eigentlich passiert?

00:39:00: Wie konnte das passieren?

00:39:02: Und ich bin zuversichtlich.

00:39:03: Und da bin ich auch, ich denke auch, wenn Deutschland jetzt schafft, deutlich so sagen,

00:39:10: nicht hier, nicht nochmal, absolut nicht.

00:39:14: Und das, was ich mitten in Europa sagt, mitteuropa, da entsteht ein neues Land da eigentlich,

00:39:20: was da, oder?

00:39:21: Da ist richtig, nein, dein Optimismus in allen Ernen, ich habe auch ein Optimismus.

00:39:28: Und denke auch, dass das viel mit Erwartungen zu tun hat.

00:39:35: Und wenn man nur das Schlimme erwartet, dann ist es ja auch nicht unwahrscheinlich, dass

00:39:42: es auch tatsächlich eintritt.

00:39:44: Deswegen braucht man auch diese Kraft, die man aus Inspiration oder sowas kriegen kann

00:39:49: und sagt, nee, man muss einfach weiter dran bleiben.

00:39:55: Ja, nee, das ist richtig.

00:39:58: Eigentlich wäre das jetzt schon ein Schlusswort gewesen, aber ich wollte noch eine ganz,

00:40:03: was mich, was ich auch spannend finde, dass du gar nicht auf Social Media sozusagen erreichbar

00:40:09: ist oder noch viel interessanter warst jetzt ja, so um sich greifen mit diesen Messengers.

00:40:15: Ich musste dich also anrufen und eine SMS schreiben, um mich mit dir zu verabreden, weil

00:40:19: es anders gar nicht geht.

00:40:21: Und das finde ich schon auch interessant.

00:40:24: Hat es Gründe oder ist es oder du hast mit deinem Telefon gezeigt in Nokia aus, ich

00:40:30: weiß nicht aus welchem Jahrzehnt, warum, warum, du bist ja eigentlich technisch gar nicht

00:40:38: so uninteressiert?

00:40:39: Nein, ja, weil du so ein Finnland Fan bist.

00:40:43: Ja, ja.

00:40:44: Nein, wie soll ich sagen?

00:40:49: Naja, wir beide haben ja Internet, also der Geburt von Internet tatsächlich erlebt sozusagen

00:40:57: und ich habe dann auch Architektur in den 90er Jahren studiert.

00:41:00: Ich habe dann auch mitgekriegt, wie die neue, diese Programme entstanden, auch die neue

00:41:05: Visualisierungsmöglichkeiten, auch natürlich diesen intensiven E-Mail-Verkehr und man

00:41:11: konnte immer wieder größere Datenmengen hin und her schicken, die Leute durch Computer

00:41:15: stürzten immer seltener ab, alles lief irgendwie.

00:41:19: Und dann kamen die sozialen Medien, ich denke mal, das kommt tatsächlich mit dem Smartphone

00:41:26: und irgendwann hatte ich davon eine Freundin, so Facebook.

00:41:29: Ja.

00:41:30: Ah, was ist denn das?

00:41:33: Und dann, es war eigentlich, ich hatte keine Lust, erst mal.

00:41:37: Und da hat sich nicht ergeben.

00:41:39: Dann habe ich natürlich auch, und ah, das war auch interessant, das war entscheidend,

00:41:45: ich habe Freunde, das muss in den 90er Jahren, späte 90er Jahren, die haben gerade ihr Kind

00:41:51: bekommen und es war ein Jahr alt oder zwei Jahre alt und dann wollten sie den in einen

00:41:56: Kindergarten bringen, das hieß Future Kids, wo sie quasi in die Babykrippe gleich irgendwelche

00:42:04: Computer bekommen wollten wollte und das kam ja so dystopisch vor, also so vom Herzen

00:42:11: dystopisch vor, ich konnte mich nicht das Schlimmeres vorstellen.

00:42:13: Und als ich dann, nur zwölf Jahre später dann im Sommer in Schweden fuhr und ich sitze

00:42:22: im Zug und sehe, wie sie da ihre Bildschirme über die Babys hängen, dann habe ich, jeder

00:42:31: und jeder soll machen, wie sie wollen, aber ich hatte da so ein, ich mag das nicht, einfach

00:42:36: nur so, nicht mehr.

00:42:37: Und dabei ist es in Groningen noch nicht geblieben.

00:42:41: Und allerdings denke ich auch tatsächlich, dass wir früher oder später als Gesellschaft

00:42:49: uns ein bisschen tiefer damit befassen mussten und nicht zuletzt die Eigentumferhältnisse

00:42:54: in der Welt der sozialen Medien.

00:42:56: Wenn wir uns anschauen, wer hier große Besitzer ist, dann haben wir einmal Meta, einmal X

00:43:02: und einmal TikTok zum Beispiel.

00:43:04: Und da ist nichts mit öffentlich rechtlicher Sender oder Aufsichtsräte oder irgendwas,

00:43:10: wo eine gemeinschaftliche Auffassung Meinung vertreten irgendwie dabei sein könnte.

00:43:17: Und ich glaube, das ist ein zweites Problem, was wir jetzt gerade haben, dass wir nicht

00:43:23: über den Elefant im Raum sprechen, nämlich wer besitzt diese Medien.

00:43:29: Und das ist auch typisch bei den Rechten, dass die natürlich die öffentlich rechtliche

00:43:34: Meinung auch zudrehen wollen.

00:43:36: Na ja, logisch.

00:43:37: So ist es ja.

00:43:38: Also ich meine, das wollen die Linken auch, das darf man nicht verschweigen, aber die

00:43:44: Methoden oder auch das Ziel davon sozusagen unterscheidet sich natürlich schon.

00:43:49: Ich meine, Aufklärung, Information ist richtig und wichtig, aber man macht die Leute ja mit

00:43:55: bestimmten Ansätzen bei sozialen Medien ja auch irgendwie Kirche.

00:44:00: Also das ist so das, was ich beobachte.

00:44:02: Ich weiß nicht, wie viele Trends ich schon mitgemacht habe.

00:44:07: Die Forschung, dass man jetzt bald jedes dreiviertel Jahr, alle anderthalb Jahre sich auf den neuen

00:44:14: großen Player einstellen muss, wenn man Reichweite möchte, wenn man gehört finden möchte,

00:44:20: wenn man up to date sein möchte, die finde ich ein bisschen beängstigend.

00:44:24: Weil am Ende sozialen Medien wir uns zu Tode, da bist du dann tag aus, tag ein damit beschäftigt,

00:44:36: da zu kommunizieren und nicht mehr zu leben.

00:44:39: Ja, also das ist das eine, aber ich komme zurück zu den Eigentumverhältnissen und wessen Stimmen

00:44:45: erzählt.

00:44:46: Das Internet gilt in den 90er Jahren, das heißt Information ist free.

00:44:50: Und das war tatsächlich ein schönes Gefühl.

00:44:55: Inzwischen kann man ja feststellen, dass im Internet ist nicht eine elektronische Demokratie.

00:45:01: Im Internet, meine Auffassung nach und ich komme ja immer wieder neue Texte dazu, die

00:45:07: das auch andeutet.

00:45:08: Im Internet gilt ein Dollar, eine Stimme Punkt.

00:45:12: Ja, und da kann man sich natürlich über öffentlich-rechtliche Stände streiten oder so, ob das die richtige

00:45:19: Format ist.

00:45:20: Aber im Vergleich mit der Ungerechtigkeit der Stimmengraft im Internet jetzt ist alles

00:45:27: besser als das, was jetzt vorherrscht.

00:45:30: Also da bin ich mir ganz sicher, da müsste doch eigentlich die Welt wirklich gucken.

00:45:35: Wenn ein Mensch da hier kommt und das Ganze für 44 Milliarden Dollar kauft und dass

00:45:44: diese Mensch auch noch ganz offen den Trump-Präpublikanen nahesteht und deutsche Wählerinnen und Wählerinnen

00:45:52: empfehlen AfD zu wählen, dann müsste man doch wirklich fragen, haben wir unser Kanäle

00:45:59: jetzt klug organisiert oder ja nicht?

00:46:02: Ja, dann lieber handgemachte Porträt-Podcast, wo wir wissen, wer bis hierher zugehört hat,

00:46:12: wirklich Sitzfleisch und auch Lust drauf gehabt.

00:46:15: Und vielleicht auch ist mir dankbar für diese kurze Entschleunigung, wieder mal bei Dresden

00:46:24: echt.

00:46:25: Ja, und in dem Sinne sagen wir jetzt Tschüss und auf Wiedersehen und freuen uns aufs nächste

00:46:30: Mal.

00:46:31: Vielen Dank Magnus, wir macht immer Spaß.

00:46:33: Tschüss.