00:00:00: * Musik *
00:00:03: Drehst denn in echt mit Magnus echt.
00:00:30: Ein Package über Menschen und die Stadt.
00:00:35: Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von Drehsten in echt
00:00:46: mit Magnus echt und heute mit Effi Mora.
00:00:50: Hallo Magnus.
00:00:51: Ich fange ja bei allen so an, indem ich frage,
00:00:56: was bedeutet eigentlich dein Name?
00:00:59: Der Vorname.
00:01:00: Auch der Nachname gerne?
00:01:02: Zu dem Nachnamen kann ich nicht sagen.
00:01:06: Der Vorname ist eigentlich eine Abkürzung von Evgenia.
00:01:10: Evgenia kommt aus dem griechischen Ursprünglich.
00:01:14: Bedeutet sowas wie die wohlgeborene bzw. die Taube.
00:01:20: Wobei, wie das zusammenhängt, weiß ich nicht.
00:01:24: Von Tauben ist man eigentlich eher anderes Verhalten gewöhnt als ...
00:01:29: Ja, genau.
00:01:31: Und Effi Mora ist ein Künstlername.
00:01:34: Das wollte ich dich nämlich fragen, ob das ein Künstlername.
00:01:36: Das ist ein Künstlername, der ist kurz und knackig.
00:01:40: Ein Gringsam.
00:01:41: Genau, weil mein Nachname ist natürlich typisch russisch
00:01:44: und seit 24 Jahren muss ich den ständig buchstabieren.
00:01:47: Das nervt ein bisschen.
00:01:49: Okay, und den hast du dann eintragen lassen, den Künstlername?
00:01:53: Den habe ich nicht eintragen lassen.
00:01:55: Das kommt irgendwann.
00:01:57: Weil du bist ja eine Künstlerin.
00:01:59: Ja.
00:02:00: Und zwar eine, die mir sehr gut gefällt.
00:02:02: Danke.
00:02:03: Deswegen freue ich mich, dass du hier bist.
00:02:05: Ich freue mich auch.
00:02:06: Und wir hatten ja schon, jetzt gehört, du bist nach Dresden gezogen.
00:02:10: Genau, 2005.
00:02:13: Ah, okay.
00:02:15: Und was gefällt dir hier an dieser Stadt?
00:02:18: Und was gefällt dir hier nicht?
00:02:20: Wie würde ich Dresden einschätzen?
00:02:22: Du, das ist seltsam.
00:02:25: Ich bin zum Studieren nach Dresden gezogen.
00:02:29: Davor habe ich in Eisenach gelebt und geboren,
00:02:32: wurde ich in Russland, wie gesagt.
00:02:34: Bin mit 15 nach Deutschland gezogen.
00:02:37: Als ich dann mit der Schule fertig war,
00:02:40: wusste ich überhaupt nicht, wohin mit mir.
00:02:43: Deswegen war Dresden eigentlich, ich kannte Dresden überhaupt nicht.
00:02:47: Bin mit meinem damaligen Freund hierher gezogen
00:02:50: und habe zuerst angefangen,
00:02:53: Slawistik zu studieren an der TU,
00:02:55: einfach um irgendwas zu machen,
00:02:57: weil ich wie gesagt komplett verloren war.
00:03:00: Mir war aber klar, dass ich eigentlich Kunst machen will.
00:03:03: Und dann habe ich das ein Jahr später doch noch probiert.
00:03:06: Ich habe dann die Prüfung bestanden.
00:03:08: Und während meiner Studienzeit an der HFBK,
00:03:13: die Kunsthochschule, falls das jemand nicht kennt,
00:03:17: während der Zeit dort habe ich festgestellt,
00:03:20: dass es eigentlich überhaupt nicht die richtige Hochschule für mich ist,
00:03:23: weil ich doch recht illustrativ arbeite.
00:03:26: Und so gar nicht konzeptuell,
00:03:29: oder ich mache auch keine Filme, keine Performances.
00:03:33: Ich brauche dann wirklich so, ich bin so ein,
00:03:36: ich brauche ein Schreibtisch irgendwo ganz hinten in der Ecke,
00:03:38: wo ich dann sitze und meine Sachen skizziere und zeichne
00:03:42: oder zusammenschneide.
00:03:44: Und da wäre wahrscheinlich Leipzig oder Haller viel passender gewesen.
00:03:48: Aber irgendwie, ich weiß auch nicht,
00:03:51: bin ich einfach in Dresden geblieben.
00:03:54: Und so geht es vielen Menschen.
00:03:56: Das habe ich schon von vielen Menschen gehört,
00:03:58: die eigentlich die ganze Zeit von Anfang an weg wollten,
00:04:00: weil es irgendwie doch nicht gepasst hat.
00:04:02: Aber irgendwie ist, ich weiß nicht, die magnetische Wirkung der Elbe,
00:04:05: keine Ahnung.
00:04:07: Bevor es hierzu esoterisch klingt.
00:04:10: Genau, ich weiß es nicht, kein Plan.
00:04:13: Ich bin einfach hier geblieben.
00:04:15: Und bereust du das?
00:04:17: Nein, ich bereue das nicht.
00:04:19: Also ich bereue letzten Endes auch gar nicht,
00:04:21: an der falschen Hochschule studiert zu haben.
00:04:23: Also das hätte ich bestimmte Erfahrungen gar nicht gemacht.
00:04:26: Ich finde das gut.
00:04:28: Und es ist auch eine besondere Atmosphäre hier.
00:04:31: Ja, jetzt müssen wir uns im Grunde genommen als Nächstes
00:04:35: über deine Kunst ein bisschen unterhalten.
00:04:37: Würde ich sagen.
00:04:39: Also jetzt aufmerksam geworden bin ich nochmal,
00:04:41: weil du ja ein Buch gemacht hast,
00:04:44: mit deinen Illustrationen,
00:04:46: die ich eben so gut finde.
00:04:48: Und mit Beobachtungen.
00:04:50: Und auch mit einem sehr interessanten Titel,
00:04:52: der mich auch neugierig gemacht hat.
00:04:55: Sag doch mal was zu deinem Buch, bitte.
00:04:58: Okay, soll ich gleich mit meinem Buch anfangen?
00:05:01: Ich wollte eigentlich...
00:05:03: Dann machen wir es andersrum.
00:05:05: Ja, fangen mit dem Buch an, mit dem du anfangen wolltest.
00:05:08: Weil letzten Endes hat das alles eine Chronologie.
00:05:11: Eines hat zu dem anderen geführt.
00:05:13: Ich wollte ja eigentlich gar keine Bücher machen.
00:05:15: Ach so.
00:05:17: Ich hatte mich an zwei Buchprojekten beteiligt.
00:05:21: Und zwar habe ich gar nicht selbst danach gesucht.
00:05:26: Die Projekte haben mich selbst gefunden.
00:05:28: Da sind zwei Buchprojekte von Dresdener Frauen,
00:05:31: die aber gar nicht alle aus Dresden kommen,
00:05:33: die auch alle nach Dresden gezogen sind
00:05:35: und irgendwie geblieben sind in Dresden.
00:05:38: Das passt irgendwie auch wieder zum Thema.
00:05:41: Das erste Buch habe ich zusammen mit Frau Dr. Andersen-Röster gemacht.
00:05:47: Das ist die ehemalige Chefärztin von der Psychosomatik am Weißen Hirsch.
00:05:52: Dort war ich zweimal Patient.
00:05:55: Und Frau Andersen-Röster hat es riskiert,
00:06:00: mit einem Patienten zusammen ein Buch zu machen.
00:06:02: Eigentlich machen Therapeuten sowas nicht.
00:06:05: Aber irgendwie hat sie mir vertraut, dass es gut gehen wird.
00:06:09: Weil es ist immer ein bisschen schwierig,
00:06:11: wenn sich dann nach einem Patient-Therapeut-Verhältnis
00:06:15: noch mal so eine andere Ebene öffnet,
00:06:17: auf der die beiden anders miteinander interagieren.
00:06:20: Aber in unserem Fall war das eine gute Zusammenarbeit,
00:06:23: für die ich auch sehr dankbar bin.
00:06:26: Dieses Buch heißt "Wie Bindung gut gelingt".
00:06:30: Und da geht es um die vier Bindungstypen.
00:06:33: Mir fällt jetzt gerade nicht der Name ein,
00:06:37: wer zuerst diese Bindungstheorie,
00:06:39: wer zuerst davon gesprochen hat bzw. das entdeckt hat.
00:06:43: Das können wir dann vielleicht später nachschauen.
00:06:46: Ich müsste es eigentlich auch wissen, aber ich weiß es auch nicht.
00:06:49: Auf jeden Fall, für den Fall, dass es jemand gar nicht kennt,
00:06:53: da geht es um die vier Bindungstypen.
00:06:56: Die Theorie besagt, dass die erste Beziehung in unserem Leben,
00:06:59: die jene zu unserer ersten Bezugsperson ist,
00:07:02: das müssen nicht immer Eltern sein,
00:07:05: das kann auch eine fremde Person sein.
00:07:08: Und diese ist entscheidend.
00:07:10: Die Art und Weise, wie sich diese Beziehung gestaltet,
00:07:12: ist dann entscheidend für unser späteres Bindungsverhalten in Beziehung.
00:07:17: Und der sichere Bindungstyp, quasi der erste,
00:07:22: das ist so ein bisschen, naja, eine Richtlinie,
00:07:28: an der man sich orientieren kann, wie es laufen sollte.
00:07:32: Ein Traum.
00:07:33: Ein Traum, genau.
00:07:35: Was aber bei den wenigsten Menschen der Fall ist.
00:07:37: Weshalb das alles auch kein Drama ist.
00:07:39: Man kann alles noch korrigieren.
00:07:41: Alles, was schief gelaufen ist, kann man später noch korrigieren.
00:07:44: Also das meiste zumindest.
00:07:46: Genau, bei den ersten Bindungstypen ist es so,
00:07:49: dass das Kind seinen natürlichen Entdeckungsdrang ausleben kann,
00:07:53: weil es sich sicher fühlt und weiß, es kann immer wieder zurückkommen.
00:07:57: Und dann wird es mit offenen Armen empfangen.
00:07:59: Beim zweiten Bindungstyp ist es schon schwieriger.
00:08:03: Das ist der unsicher vermeidende Bindungstyp.
00:08:06: Das ist, wenn sich die Eltern oder die jeweiligen Bezugspersonen
00:08:10: mit erfolgsgesprochenen Hinter der Zeitung verstecken.
00:08:13: Die Bedürfnisse des Kindes werden nicht erkannt.
00:08:16: Das Kind ist dann quasi auf sich allein gestellt,
00:08:18: lernt sehr früh, sich selbst zu regulieren.
00:08:22: Und ist dann später in Beziehungen auch eher so autonom.
00:08:26: Und dann sagt er, ich mache das ja alleine.
00:08:29: Und der Dritte ist eigentlich auch schwierig.
00:08:33: Der ambivalente Bindungstyp.
00:08:36: Das ist, wenn du als Kind nicht weißt, was als Nächstes kommt.
00:08:41: Wenn die Bezugspersonen mal deine Bedürfnisse erfüllen
00:08:47: und dann sind sie plötzlich in einem veränderten Zustand
00:08:50: und sind entweder gar nicht verfügbar
00:08:52: oder die sind dann irgendwie übergriffig.
00:08:55: Deswegen kann es passieren, dass derjenige oder diejenige
00:08:58: Betroffene später entweder genau das sucht, dieses Schema.
00:09:02: Dass man einen Partner hat, von dem man alles Mögliche erwarten kann.
00:09:06: Und es ist immer unsicher, immer Chaos und Drama.
00:09:09: Oder dass man, wenn man einen sicheren Partner gefunden hat,
00:09:13: dass man von diesem trotzdem ständig irgendwas erwartet.
00:09:17: Der müsste doch jetzt irgendwas Fieses abziehen,
00:09:20: obwohl er das gar nicht vorhat.
00:09:22: Genau.
00:09:24: Der vierte Bindungstyp ist der desorganisierte.
00:09:29: Das ist eine ganz traurige Sache.
00:09:33: Dort kommt zu diesem, es ist eigentlich so ähnlich wie beim zweiten Bindungstyp,
00:09:41: wo die Bedürfnisse des Kindes nicht erkannt werden.
00:09:44: Nur kommen da noch oft ziemlich heftige Gewalterfahrungen dazu.
00:09:48: Da sind Kinder, die zum Beispiel in Heimen aufwachsen,
00:09:51: die als Säuglinge schon eine Deprivation unterzogen wurden.
00:09:56: Das heißt, es wurde bewusst kein Kontakt zu ihnen aufgebaut,
00:09:59: damit sie sich gar nicht erstreit gewöhnt.
00:10:01: Das ist dann natürlich später sehr schwierig.
00:10:04: Das hat dann oft Traumafolgestörungen zur Folge.
00:10:06: Also fast immer eigentlich.
00:10:08: Aber auch da, was ich an diesem Buch so toll finde...
00:10:12: Und du hast das illustriert.
00:10:15: Und wir haben zusammen die Wanderfiguren, wie wir sie nennen, ausgearbeitet.
00:10:21: Also ich durfte da ein bisschen mitreden,
00:10:23: wie die Personen sind, die quasi die einzelnen Bindungstypen vorstellen.
00:10:27: Wir haben da eine berufstätige Mutter, die sehr überfordert ist,
00:10:31: weil sie versucht allen gerecht zu werden und macht Karriere.
00:10:35: Und ist eigentlich sehr traurig auch und braucht Hilfe.
00:10:39: Aber weil sie es nicht gewöhnt ist, Hilfe zu bekommen,
00:10:42: versucht sie es dann mit anderen Methoden,
00:10:45: mit dysfunktionalen Selbstregulationsmethoden und so weiter.
00:10:49: Also hier werden die Bindungstypen von Figuren vorgestellt.
00:10:55: Also zu den Typen sozusagen, weitere typische Typen,
00:10:59: die ihr aus eurer Erfahrung bzw. Beobachtung raus dann so gestaltet habt,
00:11:06: dass man das auch nachvollziehen kann.
00:11:08: Genau, vor allem natürlich aus Frau Andersens Erfahrung,
00:11:11: weil sie ja eine sehr erfahrene Psychotherapeutin ist.
00:11:14: Und ich durfte nur ein bisschen meine persönlichen Erfahrungen schildern,
00:11:19: weil bei mir auch ziemlich viel Chaos war in meiner Kindheit und Jugend.
00:11:26: Deshalb konnte ich da auch was dazu beitragen aus meiner persönlichen Sicht.
00:11:32: Hier sind ganz viele Übungen.
00:11:34: Also es ist auch praktisch.
00:11:36: Hier gibt es auch eine CD dazu mit Anleitungen.
00:11:41: Quatsch, Audio, eine Audio Datei zum Download.
00:11:45: In dem Buch sind die Links dazu.
00:11:47: Ja, wow.
00:11:48: Okay, ja.
00:11:49: Und wann kam das das erste Buch?
00:11:51: Das erste Buch kam 2015, wenn ich mich nicht täusche.
00:11:55: Okay.
00:11:56: Genau.
00:11:57: Und dann kam das zweite?
00:12:01: Das ist wirklich ein Herzensprojekt.
00:12:06: Ich wusste auch gar nicht, dass die das gerade machen,
00:12:09: die Nassanin Sandi und Elena Pagel.
00:12:12: Sie haben mich dann irgendwann gefragt, ob ich damit machen möchte als Illustratoren.
00:12:17: Das Buch zu dem Projekt, das ist ja eigentlich ein riesen Projekt,
00:12:22: heißt Stimmen, 47 Geschichten von Dresdener Frauen aus aller Welt in Wort und Bild.
00:12:30: Ich versuch das mal ein bisschen kurz zu machen,
00:12:33: weil das wirklich ein sehr umfangreiches Projekt war.
00:12:36: Nassanin und Elena hatten irgendwann, ich denke auch 2015 ungefähr,
00:12:43: also ich darf gerne korrigiert werden, falls das doch falsch ist,
00:12:48: dieses Projekt mit Geflüchteten gemacht, irgendwelche kreativen Angebote hatten die da gemacht
00:12:55: und haben festgestellt, dass da kaum Frauen dabei sind.
00:12:58: Deswegen haben sie irgendwann einen Appell direkt an die Frauen adressiert,
00:13:02: die sollen bitte kommen und ihre Geschichten erzählen, wo sie herkommen, was sie erlebt haben,
00:13:07: was passiert ist und so weiter.
00:13:09: Und dann kamen die Frauen und es waren so viele,
00:13:11: und die Geschichten waren so vielfältig, von traurig über traumatisch bis lustig und inspirierend war alles dabei.
00:13:21: Genau, dann haben sie sich gedacht, Nassanin und Elena, da muss man jetzt wirklich was draus machen.
00:13:29: Dann wurden die Illustratorinnen dazu geholt.
00:13:34: Illustratorinnen und freischaffende Künstlerinnen, um genauer zu sein,
00:13:40: wir durften dann quasi nach den sogenannten Tandemsitzungen,
00:13:45: also jede Illustratorin hat zwei Frauen bekommen, mit denen sie sich treffen konnte,
00:13:52: um die Geschichten nochmal persönlich zu hören,
00:13:55: das ist ja gerade für Illustratorinnen wichtig, nochmal über Details Fragen zu stellen,
00:14:02: wie sah das dort aus, so ganz simple Sachen, was hattest du an, welche Farbe hatte da dieses und jenes,
00:14:10: wenn es um das Darstellen eine Geschichte geht,
00:14:13: weil man möchte das natürlich so nah wie möglich, so authentisch wie möglich machen.
00:14:18: Genau, und auf dem Cover ist ein Teil meiner Illustration,
00:14:28: das ist die Layla aus Afghanistan, die als erste Frau in ihrer Stadt in Herat,
00:14:35: das ist eine Stadt in Afghanistan, den Führerschein gemacht hat,
00:14:38: was gar nicht so einfach war, wie man sich vorstellen kann.
00:14:42: Und da möchte ich jetzt aber auch gar nicht viel verraten, weil das alles in dem Buch zu finden.
00:14:50: Also die Geschichten in diesem Buch sind einfach fantastisch, da ist wirklich alles dabei,
00:14:55: alles was man sich vorstellen kann an Emotionen und Begebenheiten,
00:14:59: die Frauen kommen aus allen möglichen Ländern, da ist wirklich, ja, ich blättere da jetzt noch so klar.
00:15:09: Ich kann für den Podcasthörer und die Podcasthörer sagen, wir blättern das Buch durch und halten es ins Mikrofon
00:15:17: und schwellen sozusagen in den Geschichten, Illustrationen und in den dahinter stehenden Frauen, die das erlebt haben.
00:15:27: Genau.
00:15:29: Ich finde das auch ein ganz tolles Projekt, auf das ich auch aufmerksam wurde.
00:15:36: Und man sieht schon auch in dem Cover, nur so viel kann man vielleicht verraten,
00:15:40: dass du diese Frau aus Afghanistan, die den Führerschein gemacht hat, die sitzt mit wehenden Haaren dort
00:15:48: und da sieht man, die ist in Bewegung, die hat was, die, ja, da kommt ein frischer Wind
00:15:57: und das ist natürlich dann deine Kunst sozusagen von der Geschichte,
00:16:02: das dann rüber zu bringen, dass man das auch, sei mal, intuitiv oder unbewusst erfasst, um was es dort geht,
00:16:09: ohne dass man das jetzt intellektuell auseinanderklammeln muss.
00:16:14: Genau. Es war eben wirklich eine gute Symbiose, weil ich die Geschichte von Leila natürlich wahnsinnig inspirierend fand,
00:16:21: wie sie damit umgegangen ist und überhaupt, sie hat auch etwas mehr erzählt,
00:16:27: zum Beispiel, ihr Vater war sehr, ja, wie soll ich sagen, ein sehr offener Mensch, der hat sie gefördert,
00:16:33: sie sollte Englisch lernen und sie musste zum Beispiel auch,
00:16:37: wenn ich das richtig verstanden habe, keinen Kopf durchtragen, also natürlich, da wo es ging.
00:16:43: Und genau, es gab dann auch lustige Geschichten mit ihrem Vater,
00:16:51: sie hatte mal ein Auto ihres Bruders schwarz angepinselt mit ganz normaler schwarzer Farbe,
00:16:59: weil sie das so langweilig fand, dass alle Autos weiß sind, aus irgendwelchen Gründen waren alle Autos dort weiß,
00:17:04: und dann hat sie einfach schwarze Farbe genommen, hat das angepinselt,
00:17:07: und zu Strafen musste sie englische Vokabeln lernen den ganzen Tag.
00:17:11: Also man sieht schon, dass es jetzt, also sie hat möglicherweise mit dem Vater wirklich Glück gehabt.
00:17:18: Ja, aber darum geht es ja auch, es geht ja auch darum,
00:17:23: wenn das alles zusammenfällt, so zu sagen, dann darf man auch mal Glück haben.
00:17:28: Ja, genau.
00:17:30: Na ja, und dann saß sie eben in dieser Führerschein-Fahrschule,
00:17:39: also die haben es ihr nicht einfach gemacht, sie war die einzige Frau dort,
00:17:44: während dieser Fahrschulzeit hat sie 10 Kilo abgenommen,
00:17:51: einfach durch den Stress.
00:17:53: Ja, ich erinnere mich an meine Fahrschule, das war auch schon extrem stressig,
00:17:58: und wenn ich mir das jetzt noch mit solchen Voraussetzungen vorstelle,
00:18:02: und dass ihr das die ganze Stadt auf einschaut und guckt, ob man es richtig macht,
00:18:06: oder wie man es macht, das muss natürlich krass sein.
00:18:10: Deswegen mache ich gar nicht erst einen, weißt du?
00:18:13: Ja.
00:18:15: Na gut, in Dresden braucht man auch nicht unbedingt einen.
00:18:19: Das stimmt.
00:18:20: Zwischen Elbe und Albertstadt ist eigentlich alles zu Fuß möglich.
00:18:24: Das finde ich wirklich sympathisch an Dresden, muss ich ehrlich sagen, das ist wirklich eine gute Sache.
00:18:29: Ja.
00:18:32: So, dann zurück zu den Büchern, und da hast du dann mit diesen beiden Büchern,
00:18:38: weil du sagtest, es hat eine Chronologie,
00:18:42: du bist dann sozusagen über diese Geschichten und über diese Typen und Figuren dann zu was drittem gekommen,
00:18:49: oder wie kann man das beschreiben?
00:18:51: Ja, so kann man das sagen, wobei in meinem eigenen Buch, was jetzt gerade erst rausgekommen ist,
00:18:57: und den Titel trägt "Guilty or Pleasure", abgeleitet von Guilty Pleasure, also sündiges Vergnügen,
00:19:06: etwas, wofür man sich schämt, was man aber trotzdem gerne macht.
00:19:09: Ja.
00:19:11: Da geht es im Prinzip auch um andere Menschen, da geht es auch wieder nicht um mich,
00:19:15: weil ich das irgendwie langweilig finde, immer noch über mich zu sprechen,
00:19:18: das ist viel cooler mit anderen zusammen zu machen,
00:19:21: was jetzt aber schon wieder witzig ist,
00:19:24: denn in diesem Buch sind die Charaktere effektiv, also die habe ich mir ausgedacht,
00:19:30: aber die sind, also jeder einzelne von ihnen, da sind 15 Personen,
00:19:34: und jeder einzelne von ihnen ist auf Beobachtung basierend,
00:19:41: weil ich einfach sehr viel Beobachter,
00:19:44: Um...
00:19:46: weil ich auch viermal in der Klinik war, zu einer stationären Therapie und einfach gesehen habe,
00:19:54: mit welchen Schwierigkeiten Menschen oft zu tun haben.
00:19:57: Und dass es nicht immer nur so das eigene große Leid ist, was man so mit sich rumschleppt,
00:20:01: wenn man sieht, wie vielen anderen es genauso geht, auch wenn die Diagnosen vielleicht ganz anders lauten,
00:20:07: dann fühlt man sich gleich weniger einsam,
00:20:13: weil es geht ja wirklich allen so.
00:20:16: Dort kommen die gesundesten Menschen rein teilweise.
00:20:19: Und du fragst dich, warum geht es ihnen nicht?
00:20:20: Niemand ist frei davon. Das kann auch alle mal erwischen.
00:20:24: Ich meine, ganz viele werden im Laufe ihres Lebens mit so einer Belastung oder so einer Krankheit erwischt irgendwann.
00:20:31: Ja.
00:20:34: Und soweit ich jetzt das Buch durchgeblättern habe, sind es ja aber sozusagen schon ganz,
00:20:40: also sehr authentisch, wie wenn die Figuren, deswegen, ich habe das nicht gewusst, dass du dir ausgedacht hast.
00:20:45: Ich habe beim ersten Blick gedacht, das ist wirklich eine Sammlung an Menschen, die sich an dich gewandt haben,
00:20:51: auf die Umfrage, was habt ihr eigentlich für guilty pleasures und was steht dort im Vordergrund?
00:20:59: Die Schuld oder die Scham oder das Vergnügen und die Befriedigungen?
00:21:06: Ich habe das bewusst so gemacht, weil ich da einfach ein bisschen freier gestalten konnte.
00:21:11: Ich wollte eben bestimmte Dinge ansprechen.
00:21:13: Ich hatte einen Plan, welche Themen ich ansprechen möchte.
00:21:16: Und deswegen habe ich fiktiver Charaktere gewählt und keine realen.
00:21:20: Das mit den realen Charakteren hätte ich noch machen können.
00:21:23: Also das ist auf jeden Fall, ich stelle immer wieder fest, dass Menschen selbst ein Gespräch mit mir anfangen.
00:21:29: Das war in den Kliniken zum Beispiel auch so, da hat sich auch immer jemand zu mir gesetzt und einfach so erzählt.
00:21:35: Und ich wollte jetzt aber auch nicht ungefragt Geschichten nehmen von Menschen, weil das finde ich einfach nicht cool.
00:21:44: Würde ich andersherum auch nicht gut finden.
00:21:48: Und auf diese Weise war ich ein bisschen freier.
00:21:50: Ich konnte mir selbst ausdenken, was Sache ist und auf diese Weise aber trotzdem wichtige Sachen ansprechen.
00:21:57: Ich verstehe das ein bisschen.
00:21:58: Du hast im Grunde genommen auch Themen, die du so eingekreist, hast durch so unterschiedliche Stories oder unterschiedliche Perspektiven,
00:22:08: weil du schon was vermitteln willst.
00:22:11: Genau.
00:22:12: Willst du schon verraten, was du vermitteln willst oder sollen das die Menschen im Laufe des Lesens selber rausfinden?
00:22:20: Sowohl als auch.
00:22:21: Also ich würde das vielleicht nur kurz ansprechen.
00:22:26: Mir geht es glaube ich im Großen und Ganzen darum, dass wir alle ein bisschen vorsichtiger miteinander umgehen sollten.
00:22:34: Weil jeder Mensch wesentlich komplexer ist als von außen vielleicht zu sehen oder zu erkennen ist.
00:22:42: Und das stelle ich immer wieder fest.
00:22:44: So mittlerweile habe ich manchmal den Eindruck, wir leben in so einer Hashtagzeit,
00:22:48: wo du quasi sobald bei dir ein Hashtag in Anführungsstrichen auftaucht, wenn zum Beispiel jemand draus findet, du kommst aus Russland,
00:22:57: dann ziehen quasi alle anderen Hashtags automatisch nach.
00:23:01: So aha okay, sie kommt aus Russland, dann ist sie bestimmt so eine ...
00:23:07: Und was auch immer.
00:23:09: Und erst im Gespräch oder manchmal sogar in mehreren Gesprächen, das kann auch Jahre dauern,
00:23:14: bis du verstanden hast, dass der Mensch, den du gleich abgestempelt hast, als dieses oder jenes eigentlich viel komplexer ist.
00:23:22: Ja.
00:23:23: Aber das ist auch eine wichtige Message, die du da verarbeitest.
00:23:30: Kann dich als Sozialpädagoge ja auch nur bestätigen.
00:23:36: Und vielleicht hast du zwei von diesen Anekdoten, die dir mal beispielhaft erklärt, in was da die Frage "Guilty" oder "Blasher" bestand?
00:23:48: Oder auch nur eins?
00:23:51: Auch wen könnte man da jetzt wehen?
00:23:53: Naja, naja.
00:23:56: Mal ein trauriges und ein weniger trauriges.
00:24:03: Dann würde ich mal mit dem traurigen anfangen, das ist zum Beispiel der Gabriel, der ist, wo ist der, der Gute?
00:24:11: Wo ist er denn, wo ist er denn?
00:24:14: Und beim Durchblättern, ich will es nur noch mal für die, die uns zuhören erzählen,
00:24:19: sieht man eben immer auch, dass du die Illustration dazu gemacht hast.
00:24:23: Das ist ja genau wieder diese, du arbeitest wieder ganz wunderbar und nachvollziehbar,
00:24:31: die Stories mit den Figuren zusammen sozusagen.
00:24:34: Und was ich ja auch bei dir immer so schön fand, wenn du, ich mein, ich kenne dich von Facebook hauptsächlich,
00:24:43: oder wir kennen uns auch anders, aber die letzten Jahre habe ich das verfolgt und deine Miniaturen,
00:24:48: nenn ich sie mal, und deine Geschichten, die du da auch immer geschrieben hast, immer mal wieder,
00:24:54: das finde ich schon was Besonderes.
00:24:56: Und jetzt hast du zu denen Figuren eben die Geschichten.
00:25:00: Genau.
00:25:01: Ja, Dankeschön für deine lieben Worte.
00:25:03: Ich habe dir auch schon mal beim Unzug geholfen übrigens.
00:25:05: Das stimmt, ja, ja.
00:25:06: Und du hast mir schon mal damals diese furchtbar schwere Spüle in die Wohnung gebracht.
00:25:10: Danke übrigens noch.
00:25:12: Ich finde auch das.
00:25:13: Aber nur mit Hilfe von irgendjemand Unbekannten von der Straße.
00:25:15: Oh ja.
00:25:17: Siehst du, also die Menschen sind eigentlich wirklich gut und hilfsbereit.
00:25:23: Unbekannte auf der Straße helfen einem, eine wahnsinnig schwere Spüle hochzutragen.
00:25:29: Genau, dann würde ich mal ganz kurz eine Figur vorstellen.
00:25:33: Das ist der Gabriel, der ist 29, ist diagnostizierte Autist und versucht irgendwie in der Welt
00:25:44: seine Mitmenschen zu überleben.
00:25:46: Manchmal ist es wirklich ein Überleben, weil er aufgrund seiner Besonderheiten oft missverstanden wird.
00:25:57: Er hat als guilty pleasure die Frauenwelt benannt in Anführungsstrichen, weil das etwas ist,
00:26:05: wie er sagt, womit er eigentlich schon abgeschlossen hat, weil er auf diesem Gebiet nur Stress erlebt hat.
00:26:11: Aber weil er dann doch so sehr auf dieses Thema, also er spricht trotzdem nur darüber,
00:26:18: merkt man ja trotzdem, dass es ihn doch sehr beschäftigt immer noch.
00:26:22: Und er hat berichtet mit meiner Hilfe über einige Situationen, die ihm passiert sind,
00:26:28: die wirklich grenzwertig waren.
00:26:29: Und ich muss gestehen, eine dieser Szenen habe ich so beobachtet und habe auch versucht,
00:26:35: einzugreifen, aber es ist mir nicht gelungen, da etwas zu bewirken.
00:26:39: Also er berichtet davon, dass er manchmal versucht, Frauen kennenzulernen.
00:26:44: Er hat von seinem Therapeuten quasi Tipps bekommen, ganz konkrete Tipps.
00:26:48: Das ist bei Menschen mit Autismus kann das sehr hilfreich sein, wenn jemand einfach verständnisvoll Dinge erklärt.
00:26:56: Oft trauen sie sich nicht, Fragen zu stellen, weil sie merken für alle anderen,
00:27:02: es ist irgendwie selbstverständlich.
00:27:03: Die wissen das, die können zwischen den Zeilen lesen, die verstehen den Kontext sofort,
00:27:06: die lesen den Kontext automatisch ab.
00:27:09: Und je nach Grad, je nach dem wie tief du im Spektrum bist, kann das manchmal sehr schwierig sein.
00:27:18: Du kannst nichts automatisch erkennen, gar nichts.
00:27:20: Also du bist dann wirklich auf ganz einfache Tipps angewiesen.
00:27:24: Du musst wirklich jemanden haben, dem du peinliche Fragen stellen kannst,
00:27:29: der die einfach verständnisvoll beantwortet.
00:27:32: So in seinem Fall war das zum Beispiel so, dass er versucht hat, diese Fragen online zu stellen,
00:27:38: auf irgendwelchen Plattformen oder in Facebook Gruppen.
00:27:41: Und du weißt ja sicherlich, wie heftig es in letzter Zeit in solchen Gruppen zugeht,
00:27:46: wie man da sofort zur Schnecke gemacht wird.
00:27:48: Also das grenzt schon wirklich fast an Körperverletzung, was da abgeht.
00:27:53: Und okay, er hat das möglicherweise etwas ungünstig formuliert.
00:27:57: Er hatte gefragt, was er tun soll, wenn er sich zum Beispiel mit einer Frau trifft.
00:28:03: Und dann stellt er fest, sie ist übergewichtig.
00:28:05: Und er hat aber nicht wirklich ein Problem mit übergewichtigen Menschen, sondern er weiß,
00:28:12: dass er dann wahrscheinlich ein Problem damit hätte.
00:28:14: Er sagt ganz klipp und klar, meine Potenz ist nicht besonders ausgeprägt.
00:28:19: Und ich musste schon auf sowas wie einen persönlichen Typ Frau verzichten,
00:28:24: zugunsten von überhaupt irgendeinem Privatleben.
00:28:27: Und er fragt im Prinzip danach, wie er aus dieser Situation rauskommt, ohne die Frau zu verletzen.
00:28:36: Was eigentlich von der Intention her eine gute Sache ist, der will niemandem wehtun.
00:28:42: Und in dieser Facebook-Gruppe wird er sofort als Arschloch hingestellt und wird von allen Seiten zugetextet.
00:28:49: Wie er sich adreisten kann, überhaupt sowas zu sagen.
00:28:52: Und was ist nur los mit unserer Gesellschaft und so weiter und sofort?
00:28:56: Da kriegt man ja ganz schnell irgendwelche Ticketten an den Kopf getuckout.
00:29:03: Genau.
00:29:04: Und die Szene, die ich beobachtet habe, die ist mit einem anderen Menschen passiert.
00:29:12: Da gab es auch ein Missverständnis, wo eine...
00:29:19: Ach du, ich will eigentlich gar nicht so viel verraten.
00:29:22: Es geht in die Richtung.
00:29:23: Du hast die Geschichte mir schon erzählt und ich finde es ganz interessant und auch sehr nachvollziehbar geschildert.
00:29:31: Aber wir können es dabei belassen.
00:29:33: Wir sehen die Schwierigkeit sozusagen, dass jemand aus mehr als das besteht, was man im ersten Moment oder auch im zweiten Moment von jemandem wahrnimmt.
00:29:43: Das sage ich jetzt mal ganz...
00:29:46: Eigentlich kann man sich wirklich so eine Formel überlegen.
00:29:49: Wenn du siehst, dass dich irgendjemand tierisch aufregt und du hast sofort irgend eine Ticket im Kopf für diesen Menschen,
00:29:56: dann nimm dir eine Pause und überleg noch mal ganz kurz.
00:29:59: Es ist bestimmt was anderes.
00:30:00: In den meisten Fällen ist es was anderes.
00:30:02: Das ist ein Tipp, ja.
00:30:04: Ja.
00:30:05: Nehmen wir mal zum Ausgleich nochmal ganz kurz eine Frau.
00:30:08: Ja.
00:30:09: Und zwar nehmen wir da die Renata, die ist 58.
00:30:12: Und das ist zum Beispiel eine Geschichte, bei der ich versucht habe, nach einer Lösung zu suchen.
00:30:19: Und ich denke, ich habe die auch gefunden.
00:30:21: Also, bei Renata ist das so, sie war ihr ganzes Leben lang verheiratet.
00:30:27: Sie haben ganz viele Kinder, einen Haus und so weiter und neun Enkelkinder mittlerweile.
00:30:31: Also, die ist wirklich sehr eingebunden in dieses Familienkonstrukt.
00:30:36: Die kommt da so einfach nicht raus.
00:30:38: Und sie findet aber raus, heraus, dass ihr Mann eine zweite Familie hat.
00:30:44: Also, er hat seit sechs Jahren eine Affäre und hat dort auch schon ein Kind.
00:30:48: Er will sich auf keinen Fall von ihr trennen und so weiter.
00:30:53: Sie wollen trotzdem zusammen bleiben.
00:30:54: Und anstatt depressiv zu werden und, ich weiß nicht, mit irgendwelchen dysfunktionalen
00:31:02: Sachen anzufangen, beschließt sie einfach spontan nach Polen zu fahren.
00:31:07: In das erste, beste Wellness Hotel, was sie online gefunden hat, hat sie einfach gleich
00:31:11: gebucht, ohne auf den Preis zu schauen, ist dort hingefahren und hat da plötzlich eine
00:31:16: so gute Zeit dort.
00:31:18: Sie hat zum ersten Mal bei offenen Fenster geschlafen.
00:31:20: Ihr Mann hat einen total empfindlichen Schlaf.
00:31:23: Die musste immer bei geschlossenen Fensterschlafen.
00:31:25: Und sie beschreibt das so, wie sie da lag in der ersten Nacht in diesem Hotel und sich
00:31:30: gefragt hat, wie lange sie eigentlich auf solche grundlegenden Sachen verzichten konnte.
00:31:36: Wie angenehme Raumtemperatur oder frische Luft beim Schlafen.
00:31:40: Und dann, ja, ist das eigentlich so ein bisschen hedonistisch diese Episode mit Trinata, weil
00:31:49: sie beschreibt, dass sie nun seit sechs Jahren nach Polen fährt in dieses Wellness Hotel
00:31:53: zweimal im Jahr sage und schreibe, hätte sie sich überhaupt nicht getraut, früher so
00:31:57: was Freches zu machen, einfach aus dem Familienbudget Geld rauszunehmen, einfach für sich
00:32:02: allein.
00:32:03: Und dort geht sie spazieren und ist die ganze Zeit und geht schwimmen und ja, macht Wellness.
00:32:09: Und jetzt muss sie nur ihre Mann irgendwie jedes Mal klarmachen, dass sie ganz furchtbar
00:32:16: darunter leidet unter dieser Situation.
00:32:18: Also muss sie eigentlich ein bisschen was vormachen, damit sie das weiter so machen
00:32:24: kann.
00:32:25: Das, wie gesagt, ein...
00:32:27: Und eigentlich hat sie aber mit der zweiten Familie ihres Ehemanns nicht die großen Probleme.
00:32:35: Nein, nein.
00:32:36: Und sie akzeptiert es und ist darüber nicht so gebrochen, sondern freigeworden so ein bisschen,
00:32:42: kann man sagen.
00:32:43: Genau, sie ist freigeworden.
00:32:45: Und sie hat sich selbst befreit.
00:32:46: Also sie hat einfach Verantwortung übernommen über ihr eigenes Leben.
00:32:49: Sie hat es einfach nicht zugelassen, dass der Mann, den sie vertraut hat, jetzt plötzlich
00:32:54: ihr Leben zerstört.
00:32:56: Das klingt irgendwie furchtbar.
00:32:58: Und stattdessen hat sie es einfach selbst in die Hand genommen.
00:33:01: Und sie schreibt auch sehr...
00:33:03: Also sie schreibt, ich schreibe, aber weißt du, das ist, wenn die Person erst entstanden ist
00:33:08: in deinem Kopf, dann führt sie irgendein so ein selbstständiges Leben.
00:33:11: Dann führt sie dir die Hand.
00:33:12: Genau.
00:33:13: Sie ist gar nicht mehr so sehr der Autor.
00:33:15: Und erhältst du dich dann mit ihr oder spricht sie in dir?
00:33:19: Sie spricht.
00:33:20: Sie spricht.
00:33:21: Hat sie auch eine Stimme, wenn du über sie nachdenkst?
00:33:23: Sie hat doch eine Stimme tatsächlich.
00:33:24: Hat sie einen Dialekt?
00:33:25: Sie hat ja eher so einen südlichen Dialekt.
00:33:30: Okay.
00:33:31: So.
00:33:32: Genau.
00:33:33: Und sie spricht auch sehr freundlich von ihrem Mann.
00:33:37: Also sie sagt dann auch...
00:33:39: Also sie sagt zwar, sie muss weiterschwindel, damit sie diesen Zustand einfach...
00:33:44: Sie will im Grunde genommen nichts mehr ändern an diesem Zustand.
00:33:46: Ja.
00:33:47: Wo sie fühlt sich das wirklich bei.
00:33:48: Aber sie sagt auch, wir haben beide funktioniert.
00:33:52: Wir waren ein gutes Team.
00:33:53: Wir haben viel erreicht.
00:33:54: Und jetzt ist es so, jeder von uns hat sich irgendwie ein Stück Leben gefühlt, was nur
00:34:02: unseres ist.
00:34:03: Was wirklich niemandem sonst gehört, was nur dir ganz allein gehört.
00:34:06: Und selbst dort hat ihr Mann gleich neue Verpflichtungen gefunden.
00:34:10: Der hat ja dort dieses kleine Kind, was er in seinem Alter noch großzieht.
00:34:14: Richtig.
00:34:15: Der muss ja auch schon relativ...
00:34:16: Der hat ja dann auch einen neuen Enkel.
00:34:18: Und jetzt bekommt er noch ein Kind dazu.
00:34:21: Da fängt es nochmal von vorne an mit.
00:34:24: Windeln wechseln und all.
00:34:25: Genau.
00:34:26: Genau.
00:34:27: Das ist gar nicht so einfach.
00:34:28: Und sie ist die Gewinnerin so gesehen in dieser Situation.
00:34:33: Okay.
00:34:34: Sehr interessant.
00:34:35: Sehr interessant.
00:34:36: Genau.
00:34:37: Solche Sachen.
00:34:38: Vielen Dank für den Einblick über deine drei Bücher.
00:34:41: Wir wiederholen nochmal die Titel, wer sich dafür interessiert.
00:34:45: Genau.
00:34:46: Das erste Buch war von Frau Dr. Ulrike Andersen-Röster.
00:34:51: Illustriert von Evie Mora.
00:34:53: Und das heißt, wie Bindung gut gelingt, was Eltern wissen sollten vom Shutdown Verlag.
00:35:00: Das zweite Buch heißt Stimmen, 47 Geschichten von Dresdener Frauen aus aller Welt in Wort
00:35:08: und Bild.
00:35:09: Herausgegeben von Nassanin Sandi und Elena Pagel.
00:35:13: Und das dritte Buch heißt Guilty or the Pleasure, ist von Evie Mora und ist bei Story
00:35:20: One und Talia rausgekommen.
00:35:24: Beziehungsweise nimmt gerade noch an einem Wettbewerb Teil.
00:35:27: Am 22. April werden die Gewinner bekannt gegeben.
00:35:30: Mal schauen.
00:35:31: Was kannst du da gewinnen?
00:35:33: Du kannst, oh Gott, was kannst du da eigentlich gewinnen?
00:35:36: Du, ich habe mich gar nicht so sehr damit beschäftigt, weil ich wollte dieses Format
00:35:41: ausprobieren.
00:35:42: Ich wollte mal gucken.
00:35:43: Das ist sehr cool bei Story One, dass sie dieses Format anbieten.
00:35:47: Du kannst praktisch das Schreibprogramm nutzen, kannst Bilder einfügen.
00:35:51: Das funktioniert super.
00:35:53: Sehr userfreundlicher Baukasten.
00:35:57: Du kannst da alles machen.
00:35:59: Jede Fantasie.
00:36:02: Bis hin zum Publishing.
00:36:04: Das ist bis hin bei Talia sozusagen im Online-Shop auftaucht.
00:36:09: Online-Shop beziehungsweise wenn du über 300 Exemplare verkauft hast, dann kommst du auch
00:36:13: in die realen Shops.
00:36:16: Ah ja.
00:36:17: Ich habe es mir auch bestellt, wie gesagt.
00:36:19: Danke, Magnus.
00:36:20: Ohne, dass ich wusste, dass ich da teilnehme.
00:36:23: An so einer 300 Stück Challenge.
00:36:27: Ah ja, genau.
00:36:28: Na ja, die machen dann, falls du gewinnen solltest, machen sie dann natürlich ein bisschen Werbung.
00:36:33: Okay, ja.
00:36:34: Ja, das kann ich mir nur gut vorstellen, dass das bei dir auch dankbar ist, wenn man Werbung
00:36:42: für deinen Büchlein macht.
00:36:44: Dankeschön.
00:36:45: Jetzt sehe ich mal schon fast am Ende.
00:36:48: Ich wollte noch mal, jetzt wo die Sonne auch gerade raus kommt, das sehen die Zuhörerinnen
00:36:52: auch nicht.
00:36:53: Aber woher nimmst du die Kraft für deine Kreativität?
00:36:57: Gibt es da was?
00:37:00: Oh Mann, oh Mann.
00:37:03: Na ja, rausgehen, trotzdem rausgehen.
00:37:05: Ich habe es ja schon angedeutet.
00:37:08: Mentale Probleme sind mir ganz und gar nicht fremd.
00:37:13: Ich war viermal in der Klinik und habe auch die eine oder andere Diagnose, die auch einen
00:37:22: Resultat meiner früheren, meiner Kindheit und Jugend ist.
00:37:25: Ganz klar.
00:37:26: Man muss einfach trotzdem machen, weißt du, das sage ich mir immer, weil was ist die Alternative?
00:37:33: Sich hinlegen und auf den Tod warten oder was kannst du immer machen.
00:37:37: Aber das ist doch doof.
00:37:39: Und in meinen schlimmsten Phasen, wo wirklich gar nichts mehr ging, wo ich teilweise mit
00:37:45: Schuhen ins Bett gegangen bin, weil ich einfach eigentlich nur noch weg wollte, bin ich trotzdem
00:37:51: mit meinem Hund rausgegangen, zweimal täglich.
00:37:53: Also den Hund habe ich trotzdem immer versorgt und das war meine Rettung.
00:37:57: Also er hat mich immer ausgeführt und Sonne, Bäume, Luft, es tut alles gut.
00:38:05: Wie heißt der, Fabina?
00:38:07: Der heißt Bender oder Benny.
00:38:09: Genau, und ist mit mir durch alle Phasen des Lebens mitgehe.
00:38:16: Ja, fehlt mir Antwort.
00:38:19: Genau, der Benny, die gibt es immer noch.
00:38:23: Ja, wir haben vorhin schon darüber gesprochen, dass der schon bald in Menschen Jahren tausend
00:38:29: wird.
00:38:30: Nee, nee, tausend wird er erst, wenn wir alle seine kaputten Körperteile nach und nach durch
00:38:36: Prothesen ausgetauscht haben, sodass es am Ende ein Cyberdog ist und dann mindestens
00:38:41: 28 werden kann, dann ist er in Menschen Jahren fast tausend.
00:38:45: Ja, dann sage ich mal einen schönen Gruß.
00:38:49: Also ich glaube, wir sind von der Zeit her eigentlich soweit ganz gut vorangeschritten.
00:38:56: Ich danke dir sehr für den Einblick, wie du sozusagen auch dich ausdrückst, sowohl in
00:39:06: der Illustration als auch in den Ideen für Texte und für Geschichten und das mit Botschaft.
00:39:14: Und die Botschaften finde ich also ganz besonders interessant.
00:39:18: Danke.
00:39:19: Und in dem Sinne sagen wir unseren Leuten, die uns zuhören, auf Wiedersehen und vielen
00:39:24: Dank.
00:39:25: Auf Wiedersehen und vielen Dank und danke lieber Magnus, hat Spaß gemacht.
00:39:28: Wiederhören.
00:39:29: Tschüss.
00:39:29: Wieder hören. Tschüss.